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Umgib dich mit Cheerleaderinnen, Kämpfe kommen noch genug!

Letzten Samstag war ein krasser Tag, ich habe diesen Blog öffentlich gemacht, nachdem ich wochenlang mit mir gerungen hatte. Eine gefühlte Ewigkeit starrte ich den Post an, hatte Schüttelfrost, Herzklopfen, die Fieberblase war schon spürbar. In diesem Moment habe ich, wie so oft, sämtliches Selbstbewusstsein über Bord geschmissen und mich in Zweifeln, Misstrauen und Angst gesuhlt. Durchgezogen habe ich das Ganze trotzdem, ich habe diedreißigerin mit der Welt (ok nur Facebook, aber doch) geteilt! Warum? Weil ich Cheerleaderinnen hinter mir hatte, die mich angefeuert, unterstützt, bestärkt und ermutigt haben. An jenem Tag wurde mir wieder bewusst, wie sehr das soziale Umfeld einen prägen und die Lebenswelt beeinflussen kann.

 

Wenn Frauen einander kleinhalten...

Viel zu oft beobachte ich Situationen, in denen Frauen schlecht miteinander umgehen, zynische Kommentare abgeben, verletzende Inhalte mit einem falschen Lächeln formulieren, einander nichts gönnen, nicht von einer tollen Möglichkeit erzählen und nicht ehrlich miteinander sind, im Sinne von die negativen Aspekte des Lebens zurückhalten. Jene, die sehr gerne von sich selbst in aller Überschwänglichkeit berichten, aber nicht an den Gefühlen und Themen des Gegenübers interessiert sind, die immer mit verdeckten Karten spielen und einander bei der erstbesten Gelegenheit hintergehen.


In meinen Zwanzigern bin ich vielen Frauen dieser Art begegnet, hab mich von aufgesetzter Freundlichkeit blenden lassen, geduldig zugehört, bissige Kommentare wortlos eingesteckt, mich verunsichern und kleinhalten lassen. Oft haben sich die kleinsten Bemerkungen in meinem Kopf festgekrallt und mir tagelang ein schlechtes Gefühl gegeben. Beispiele gibt es genug, ich wurde besonders oft für meine Figur unterschwellig kritisiert. "Du verträgst noch ein zweites Stück Kuchen, du bist eh so dünn", "Du kannst das tragen, weil du keine Kurven hast" etc. sind, egal wie man sie dreht, keine Komplimente und darüberhinaus mehr als unnötige Aussagen. Kommentare dieser Art mögen im ersten Moment nicht böse klingen, aber sie verunsichern und sagen im Endeffekt mehr über die Senderin als die Empfängerin aus. Vermutlich haben wir alle schon einige eingesteckt, dabei milde gelächelt und nicht genau verstanden, was da gerade passiert ist und vor allem warum.

Genau hinschauen und hinhören!

Manchmal ist es auch sehr schwer zu bemerken, wer gute Intentionen hat, wer sich nicht verstellt, wer einem ausschließlich Gutes wünscht und jedes Glück bedingungslos gönnt. Ich glaube jede von uns hatte schon einmal eine "Freundin", bei der sie sich nicht ganz wohlgefühlt hat, nicht ganz sie selbst sein konnte, immer ein bisschen Inszenierung dabei war und die Fassade aufrechterhalten werden musste. Kleine Bemerkungen, prüfende Blicke, bewusste Exklusion oder ein stiller Wettbewerb, es gibt so viel Möglichkeiten, einander kleinzuhalten und es gäbe so verdammt viele Möglichkeiten, einander zu stärken. Darum schau genau hin, mit wem du dich umgibst und höre hin, wie Frauen in deinem Umfeld agieren, wenn es dir schlecht geht und viel wichtiger, wenn es dir gut geht und du erfolgreich bist. Oft zeigen sich erst dann Missgunst, Neid und Hypokrisie.


Warum müssen wir auch im Wettbewerb stehen? Manchmal scheinen wir vergessen zu haben, dass Frauen Jahrhunderte lang tyrannisiert wurden. Dass wir seit Ewigkeiten für Gleichstellung kämpfen und dass wir, wenn wir gegeneinander statt füreinander sind, praktisch wieder von vorne beginnen müssen, nur dann allein und nicht mehr im Kollektiv. Ganz ehrlich, es ist hart genug eine Frau in einer männerdominierten Welt zu sein und dass ich das als überaus privilegierte Mitteleuropäerin sage, gibt mir mehr als zu denken! Aber es ist nunmal so, noch immer gelten wir als das schwache Geschlecht, noch immer gibt es Pay Gaps, noch immer sind mehr Männer in Führungspositionen, noch immer tragen Frauen ihre Erfolge nicht genug nach außen, noch immer werden wir von gesellschaftlichen Idealen und stereotypen Mustern bestimmt. Dass Frauen in anderen Ländern und anderen Kulturen ganz andere Hürden zu überwinden und mit unvorstellbaren Ungerechtigkeiten zu kämpfen haben, steht außer Frage. Aber wenn wir uns schon in der glücklichen Lage befinden, dass wir uns mit den Nuancen befassen können, dann doch bitte gemeinsam und füreinander!

Geteilt ist alles doppelt so schön und halb so schwer.

Also nochmals, ich habe diesen Blog veröffentlicht und davor hatte ich Angst, Herzklopfen wie schon lange nicht mehr und den Hintergedanken, dass ich ihn gleich wieder löschen könnte. In den ersten Stunden nach meinem Veröffentlichungspost ging's mir nicht besonders gut, ich war zwar ein bisschen stolz aber auch sehr ängstlich. Meine beste Freundin war zur Stelle, wir sind spazieren gegangen, fast zwei Stunden lang und als ich wieder zuhause war, kamen sie eine nach der anderen hervor, die tollen Frauen, die mich umgeben. Berührende persönliche Nachrichten haben mich von meinen engsten Freundinnen erreicht, eine schöner als die andere, mit bestärkenden Worten, wohltuenden Komplimenten, ansteckender Euphorie und ganz viel Wärme. Aber auch Frauen, die ich nur flüchtig kenne, haben sich gemeldet, einfach so, und haben mir schöne Nachrichten geschrieben, mir ein Danke gesagt, dass ich das teile, was sie sich so oft denken. Nicht eine einzige (!) hat Worte geschickt, die mich daran zweifeln lassen hätten, was ich hier tue, bei keiner einzigen Botschaft war ein komisches Gefühl dabei und ich war überwältigt, bin ich noch immer, von dem Zuspruch, der mir geschenkt wurde.


Bis hierher war es ein langer Weg, ich musste mich erst selbst finden, um zu wissen, mit wem ich mich umgeben will. Musste beobachten, evaluieren und mich auch von manchen Freundschaften und Bekannten trennen. Aber es hat sich gelohnt, ich könnte nicht glücklicher mit meinem Umfeld sein und mich nicht wohler in meinen Freundschaften fühlen. Natürlich kannst du nichts erwarten, was du nicht selber gibst, wer sich tolle Frauenfreundschaften wünscht, muss auch eine gute Freundin sein. Sei diejenige, die zuhört, wenn es einer Freundin schlecht geht, die aufrichtige Ratschläge gibt, die persönliche Karten schreibt, die an wichtige Ereignisse denkt, die Blumen bei einem Erfolg bringt, die Zeit in die Freundschaft investiert und Nachrichten mit Herzen vollpackt. Sei eine, der frau von einer Trennung erzählt und mit der frau zusammen weinen kann, der frau von Fehlern und Unglücken berichtet, mit der frau Krankheiten und psychische Probleme teilt und eine, die immer ehrlich ist, auch wenn es manchmal wehtut. Sag deinen Freundinnen, wie wichtig sie dir sind, aber sag ihnen auch, wenn dich etwas verletzt hat. Erzähle ihnen von den schönen Erlebnissen, den tollen Dates, den beruflichen Erfolgen, aber vertraue ihnen auch die Unsicherheiten, die stillen Kämpfe, die Misserfolge und düsteren Gedanken an. Verbringe schöne Urlaube mit deinen Freundinnen, findet gemeinsame Rituale, lacht über Abenteuer aus der Vergangenheit, nehmt euch die Zeit füreinander und feiert eure Freundschaft bei jeder Gelegenheit.

 

Vermutlich bleibt nur eine handvoll Freundinnen übrig, die sich echt, warm und loyal anfühlen, für den engsten Kreis, ist das definitiv genug. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass sich mein breiteres Umfeld von ganz alleine ausbalanciert hat, seit ich zu meinen Idealen im Umgang mit anderen stehe und diese auch kommuniziere.


Umgib dich mit den richtigen Frauen und du bist nie wieder allein!

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