Die Neue vom Ex!

Time to spill the tea! Der Ex hat eine Neue und während bei ihm bei diesem Titel vermutlich Schnappatmung einsetzt, könnt ihr euch auf ein paar amüsante Zeilen freuen, denn ich hab das Einmaleins der Klischees durchgespielt und nicht nur einmal der crazy Ex alle Ehre gemacht. In erster Linie bin ich aber über mich hinausgewachsen, hab über die fiesen Fänge des Patriarchats reflektiert und bin zu der wenig befriedigenden aber einzig richtigen Erkenntnis gekommen, dass die andere Frau nie das Problem ist.

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A tale as old as time

Naja, wer kennt’s nicht, irgendwann kommt vermutlich jede an den Punkt, an dem die alte Liebe eine neue Freundin hat. Es liegt in der Natur der Dinge, mein allererster Freund ist seit Jahren in einer Beziehung und bekommt gerade ein Baby, die anderen zwei hatten auch ziemlich schnell eine Freundin, alles halb so schlimm, wir hatten uns ordentlich getrennt und von beiden Seiten wurde ein klares Ende kommuniziert. Manchmal kann es sich trotzdem fies anfühlen, wenn er schneller jemand Neuen hat, aber Beziehungen sind kein Wettrennen und was frau aufgegeben hat, muss sie auch gehen lassen.

Dann gibt’s natürlich die Schwergewichtsklassen: Du wurdest verlassen und er hatte kurz darauf eine Neue oder noch schlimmer, es gab Zweigleisigkeit und du wurdest für sie verlassen. Japp, Autsch, das tut weh, anders lässt sich das gar nicht sagen. Aber auch hier kann ich euch garantieren, schlimmer geht immer: Ich hab mich jahrelang nach der Trennung hinhalten lassen, vielen leeren Versprechungen geglaubt und zu Neujahr noch süßen Worten gelauscht, um kurz darauf geghostet zu werden und später durch Dritte zu erfahren, dass er schon einige Zeit eine Neue hat. Mein Motto: go big or go home.

Ich traue mich daher zu behaupten, dass ich in der Top-Liga der Kack-Umstände mitspiele und wirklich jede Gefühlswelt nachvollziehen kann und auch jede Emotion durchlebt habe. Was ich in den nächsten Zeilen mit euch teile, ist die ungeschönte Wahrheit und enorm viel Schwerstarbeit, die ich an mir leisten musste.

Ein Löffelchen Stalking und eine Prise Vergleich

Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass mich die Information über die neue Beziehung wortwörtlich umgehauen hat, ich kann nach wie vor nicht fassen, wie man(n) so miteinander umgehen kann. Zuerst hatte ich noch versucht, Haltung zu bewahren, aber als ich zuhause war, hab ich vor Wut getobt und lange geweint. Und dann? – dann kam Sherlock zum Vorschein und ich hab gestalked was das Zeug hält. Insta, Facebook, sogar fucking Linkedin, in Zeiten des Internets ist es erschreckend einfach, in kürzester Zeit viel über jemanden herauszufinden. Screenshots, Timelines etc., die Kripo hätte den Hut vor mir gezogen. Wenn der Stein einmal ins Rollen kommt, gibt’s kein Halten mehr. Über die nächsten paar Monate musste ich mir die Neuigkeiten noch ein paar Mal anhören, manche waren ganz betroffen, als sie mir von der neuen Beziehung des Ex berichteten, aber ich würde lügen, hätte ich nicht jedesmal aufmerksam den neuen Details gelauscht.

Es ist schon komisch, dass dann so eine Dynamik von Gegnerinnen entsteht: Sie oder ich, zwei Frauen, die sich um IHN streiten. Sofort wird versucht, die Neue kleinzumachen, sie in der Luft zu zerreißen und von einem Downgrade zu sprechen. Mache ich natürlich auch, wenn einer Freundin das passiert, aber wenn wir ehrlich sind, ist das nicht nur maximal unfair, sondern auch völlig deplatziert, die Wut gehört nämlich woanders hin – zu IHM.

Ich kann mich im Kreis drehen, mich jedem kleinen Detail stundenlang widmen und verlieren in Vergleich und Konkurrenz, aber es ändert nichts an der Tatsache und schon zweimal nichts an meinem Leben. Es ist das Ego, das hier unschön durchkommt. Kleine Anekdote: Ich hatte einmal eine Freundin durch meine aussortierten Sachen stöbern lassen, weil sie gerade knapp bei Kasse war und wir die gleiche Kleidergröße hatten. Sie suchte sich zwei, drei Oberteile aus, die ich liebend gerne weggab. Ein paar Wochen später hab ich sie in einem Teil gesehen und auf einmal hatte ich das Gefühl, dass ich MEINE Bluse wieder will, weil sie so schön aussah. Das ist natürlich Bullshit, aber ganz oft wollen wir etwas, wenn es nicht mehr verfügbar ist oder es jemand anderer hat, obwohl es schon lange nicht mehr zu uns passt.

Nun, ganz kann ich mein Ego auch nicht ausschalten und natürlich frage ich mich hin und wieder, wie sie ist, in schwachen Momenten, ob sie eine bessere Version von mir ist, ob ich leicht ersetzbar bin, ob irgendwas von dem allen überhaupt echt war. Eine Freundin meint, für sie ist es die schlimmste Vorstellung, dass die Neue ganz anders ist, für mich ist das interessanterweise der Idealfall. Ich hoffe, dass sie das komplette Gegenteil von mir ist, dass sie gerne auf wilde Partys geht, dass sie pinke statt rote Nägel trägt, Silver- statt Goldschmuck, dass sie extrovertiert und laut ist, dass sie Golden Retriever statt Black Cat Ausstrahlung hat.

Spieglein, Spieglein an der Wand

Ja, ich wünsche mir, dass ich besser bin und das sitzt so tief, dass ich hart mit mir ins Gericht gehen muss. Solange die andere Frau im Fokus steht, kommt er gut davon, solange Frauen gegen Frauen ausholen, werden die Machtstrukturen des Patriarchats sich nie verändern, solange ich mit ihr beschäftigt bin, vergesse ich auf mich selbst und meinen Wert und das, meine Lieben, ist einfach sensationell dämlich.

Ich brauche keinen Spiegel, der mir sagt, wer die schönste im Land ist, sondern ich brauche meinen Blick auf mich selbst, meine Energie für meine Errungenschaften, meine Zeit für meine großen Pläne, meinen Intellekt für Dinge, die mich inspirieren und meine Gedanken für Personen, die mein Leben bereichern. Alles andere ist pure Zeitverschwendung und ändert nichts an der Wahrheit: Eine Trennung ist ein Ende, egal wie eklig und feig sie war, und was danach kommt, ist ein Neuanfang ohne Blick nach hinten.

Blondie und ich sind keine Rivalinnen und wir müssen auch keine Freundinnen sein. Ich hoffe, dass sie gut auf sich aufpasst und sich nicht verarschen lässt, denn Neue hin oder her, eines ist sie bestimmt: A nette.

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Trotzdem hoffe ich, dass es irgendeine Form von energetischer Gerechtigkeit gibt, dass Gutes zu guten Menschen kommt und mieses Verhalten einen verfolgt. Man(n) kann sich vor sich selbst nicht verstecken, ich kann jeden Morgen mit bestem Gewissen in den Spiegel schauen und stolz drauf sein, wie ich mich in schwierigen Situationen verhalten habe und wie sehr ich in den letzten Jahren gewachsen bin. Manchmal bin ich zornig und das ist okay, meistens gelingt es mir aber ganz gut, bei mir zu bleiben und Altes in der Vergangenheit zu lassen.

Was es zu tun gilt? Nichts, außer vielleicht dein bestes Leben zu leben, ein bisschen auf Karma zu vertrauen und Tee zu trinken.

Apropos – Ich bin ebenso stolz auf die Entscheidungen, die ich in letzter Zeit getroffen habe, ich war mutig und es steht wieder ein neues Kapitel bevor. Seit einigen Tagen ist es offiziell: diedreißigerin nimmt sich eine Auszeit. Ich traue mich noch einmal ins kalte Wasser zu hüpfen und das ohne Sicherheitsnetz und erneut die Welt und ihre Möglichkeiten alleine zu entdecken. Wie das Ganze aussehen wird, ist noch nicht ganz klar, aber wenn ihr diese Zeilen lest, habe ich gerade die erste Route finalisiert und mein Herz könnte nicht voller sein.