Vor zirka einem Jahr habe ich zum ersten Mal über Dates mit mir selbst geschrieben und damals von Lightversionen berichtet. Ich hab mir den Beitrag heute durchgelesen und musste ein bisschen schmunzeln, weil alles, was mir damals als Herausforderung begegnet ist, inzwischen ganz normal ist. Alleine im Café, ein gemütlicher Kinobesuch mit mir oder eine Radtour ohne Begleitung mit Einkehr auf der Alm? – Kinkerlitzchen (all time Lieblingswort) aus heutiger Sicht und vor allem fixe Bestandteile meines Alltags, was mir wiederum bestätigt, dass alles im (Single)Leben ein Lern- und Übungsprozess ist. Sobald der erste Schritt überwunden ist, geht es schnell voran. In den letzten Monaten habe ich weitere Aktivitäten für mich – auch für euch – ausprobiert, die ihr alleine genießen könnt.
Alleine im Theater
Inzwischen war ich schon zweimal alleine im Theater und auch hier war es beim zweiten Mal um einiges leichter als beim ersten Mal. Natürlich ist Theater nicht für jederfrau etwas, aber ich glaube, dass alles, was in Richtung Kabarett, Lesung, klassisches Konzert oder generell Konzert vergleichbar ist.
Mein erster Theaterbesuch alleine war sehr spontan. Ich bin nach einem langen und grauen Unterrichtstag Mitte März, es war ein Freitag, nach Hause gekommen und war restlos mit der Situation, dass ich keine Pläne hatte, überfordert. Also habe ich geschaut, was möglich wäre und kurzfristig eine Karte fürs Tanztheater gekauft. Schnell umgezogen, hingegangen und auch sofort auf meinen Platz gesetzt, der Einstieg in diesen Abend war denkbar einfach. Während des Stückes hab ich natürlich niemanden vermisst, alle sind mit den Tänzer:innen beschäftigt und dunkel ist es auch noch.
Als kleine Herausforderung hat sich die Pause gezeigt. Nun ja, ich war hungrig, weil ich keine Zeit für ein Abendessen hatte, hab mir eine Butterbreze und einen Prosecco gegönnt und beides am Rand im Stehen verdrückt. Danach bin ich zurück auf meinen Platz gegangen und hab bis zu Beginn der zweiten Hälfte in mein Handy gestarrt, was sicherlich die einfachste Version ist. Beim zweiten Mal, es war schon Frühling, hab ich mich in der Pause bewusst nach draußen auf die Galerie begeben und dem Treiben im Foyer zugeschaut. Ohne Begleitung dort zu sein war kein Problem, außerdem sind mir einige andere aufgefallen, die auch alleine durch die Gänge streiften, insgesamt waren es zwei schöne Abende mit mir. Demnächst gehe ich zu einer Lesung und nächstem Samstag zu einer Oper, mein Singledasein steht meinem Kulturprogramm in Zukunft nicht mehr im Weg.
Wellness for one
Gehst du gerne in die Sauna oder generell Wellnessen? Japp – ich auch, jedoch hab ich mir die Luxusvariante bis jetzt noch nicht gegönnt, kommt aber. Seit Jahren gehe ich wirklich gerne in die Sauna, noch viel lieber nutze ich aber Day Spa / After Work Spa Angebote von Wellnesshotels. Es sind viel weniger Menschen dort, die Ausstattung ist meisten größer und schöner als bei städtischen Saunen und vor allem die Ruheräume laden mit weichen Betten und angenehmer Musik zum Relaxen ein.
An einem grauen Frühlingstag hab ich mich, weil ich zum einen extrem verspannt und zum anderen genervt vom miesen Regenwetter war, aufgerafft und in die städtische Sauna geschleppt, Damentag. Das Dampfbad war fein, die Sauna angenehm, das Gesamterlebnis okay, nicht weil ich alleine war, sondern weil eben die Ruheräume in öffentlichen Saunen (es gibt Ausnahmen) mäßig gemütlich sind und für mich persönlich die Raumtemperatur immer einen Ticken zu kühl ist.
Für den Herbst habe ich mir vorgenommen, mich selbst ins Abend Spa im Wellnesshotel meines Vertrauens einzuladen. Ich kann mich schon sehen, wie ich nach dem Aufguss gemütlich mit meinem Tee, ein paar Nüsschen und einem guten Buch im riesigen Zirbenbett liege und mich an der Aussicht auf den See erfreue. Besonders in Wellnesshotels sind viele Personen – meistens Gäste – alleine im Saunabereich unterwegs, niemand schaut komisch und die Atmosphäre ist wohlig und heimelig.
Mittagessen deluxe
Im Ausland habe ich inzwischen kein Problem mehr, alleine essen zu gehen, zuhause sieht das ganze ein bisschen anders aus. Was denken die anderen, was, wenn mich jemand sieht? Also habe ich beschlossen, mit Babysteps zu starten und mich mittags in ein Restaurant ausgeführt. Ich spreche jetzt von keinem Fast-Food-Laden oder typischen Schnelle-Bowl-Geschichte. Nein, ich hab mich ins Brahms begeben, aus der Mittagskarte bestellt und bin alleine am schön gedeckten Tisch gesessen. Das Essen war okay, aber das Erlebnis war jeden Cent wert, denn, surprise surprise, alleine zu Essen ist nur im Kopf eine große Geschichte und in Wahrheit das Normalste der Welt. Rundherum saßen Männer, die selbstverständlichst alleine zu Mittag essen und teilweise sogar noch ein Gläschen Wein dazu bestellen.
Mittagsmenüs sind eine super Option, um alleine im Restaurant zu essen zu üben. Die Zeit ist begrenzt, die Auswahl schnell und simpel und in der Hektik des Alltags interessiert es absolut niemanden, ob du alleine deine Nudeln rollst oder in Gesellschaft. Werde ich sicher öfters machen in Zukunft, weil es mir schlicht auch einfach zu hart ist, nach einem vollen und lauten Vormittag mich in meiner Pause mit jemandem zu unterhalten.
Nach wie vor nervt es mich, dass die einfachsten Dinge besonders für Frauen immer noch Herausforderungen darstellen, nicht weil wir ängstlich oder schwach sind, sondern weil wir seit jeher vermittelt bekommen, dass Frauen im öffentlichen Raum ohne Begleitung keinen Platz haben. Das manifestiert sich und führt zu gemeinen Glaubenssätzen, die dann in der jeweiligen Situation dieses unerklärliche Unbehagen auslösen. Wenn ich alleine ins Theater gehe, meint jeder, dass ich niemanden habe. Ohne Partner essen zu gehen ist bemitleidenswert. Was werden sich die ganzen Männer und Pärchen in der Sauna denken, wenn ich dort ganz einsam liege. Ohne Partner bin ich nicht vollständig, nicht komplett und nicht in der Position, mich in der Öffentlichkeit alleine zu zeigen.
Nein, einfach nein. Du brauchst weder einen Partner, noch eine Freundin, um die schönen Dinge des Lebens tun zu dürfen. Je mehr Frauen sich das zu Herzen nehmen, desto mehr wird sich das öffentliche Bild ändern, desto mehr werden sich soziale Räume weiterentwickeln. Seit ich mehr darauf achte, sehe ich ständig Männer irgendwo alleine, egal in welchem Alter. Sie gehen alleine aus, alleine in die Bar, alleine zum Konzert und sie sitzen alleine beim Feierabendbier, bei Männern vermisst niemand eine Begleitung. Einsame Wölfe und alte Jungfrauen, ich hab’s schon mal gesagt und ich sag’s gern wieder, wir sind selbstständig in jeder Lebenslage, es ist Zeit, dass wir uns auch den Platz und die Blicke verschaffen und uns endlich von den veralteten Ideen lösen.
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