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5 Dinge, auf die ich in meinen 30ern verzichten kann! #1

Mit dem Alter kommt die Weisheit und die Erkenntnis, aber vor allem kommt die Frustration bei Dingen, die ich eigentlich schon ganz lange nicht mehr toll finde und mit denen ich mich bis vor kurzem abgefunden bzw. arrangiert hatte. In diesem – wenn wir ehrlich sind – eh schon anstrengenden Jahrzehnt sollte damit endgültig Schluss sein. Anstatt mich über Dinge zu ärgern, die sich im Bauch jedesmal blöd anfühlen, möchte ich diese ganz bewusst ablehnen und mir selbst auf die Schulter klopfen, für den Weg, der hinter mir liegt. Auf Anhieb waren die nachfolgenden die ersten fünf verzichtbaren Dinge, die mir eingefallen sind, es gibt natürlich noch viele mehr, daher soll diese Liste der Anfang von einigen weiteren sein.

 

Schlechter Kaffee

Was soll ich sagen, first things first. Seit über zehn Jahren trinke ich Kaffee, angefangen habe ich damit, als ich neben dem Studium in einer Bäckerei gearbeitet habe. Davor hatte ich höchstens Latte Macchiatos mit extra viel Zucker runtergewürgt, weil es en vogue war, aber für Kaffeesorten, Röstungen oder Siebträger konnte ich keine Begeisterung aufbringen. Nur eines war schon lange klar, Kaffee in Italien schmeckt anders, sogar der an der Autobahnraststätte oder besonders dieser. In den dickwandigen Tassen, eine cremige Textur mit noch cremigerem italienischen Milchschaum. Trotzdem war ich Zuhause wenig wählerisch was Kaffee angeht, getrunken wurde was leicht zugänglich, heiß und koffeinierend war.

Als ich nach dem Studium zurück nach Innsbruck kam, zeigte sich eine neue Kaffeekultur in Town. Auf einmal gab es quasi an jeder Ecke Baristas, Kaffee im Stehen wurde zelebriert, die Röstung ausgeschrieben und Hafermilch ein fixer Bestandteil des Menüs. Naja, es war Liebe und nach Liebe kann frau nicht mehr zu Bekanntschaften zurück. Inzwischen verweigere ich jede Art von Kaffee, der nicht von Siebträgern kommt, kaufe Bohnen direkt bei Röstereien, Cafés werden dementsprechend ausgesucht und die 5min Umweg nehme ich gerne auf mich, wenn dafür jeder Schluck nach Perfektion schmeckt. In Innsbruck gibt es inzwischen viele Plätzchen für ausgezeichneten Kaffee, auf mittelmäßigen kann ich gerne verzichten.


Tinderdates

Tja, alles hat seine Zeit im Leben, schätze ich zumindest, denn in meinen Zwanzigern war ich ein Fan von Tinderdates, begeistert von der App und auch überaus erfolgreich darin, auf dieser Plattform nette Männer kennenzulernen. Im Laufe der Jahre hatte ich mindestens an die zwanzig Dates, bei einigen hatte glasklar die Chemie nicht gestimmt, aber ein paar waren wirklich großartig, aus zwei hat sich eine Beziehung entwickelt. Tinder war spaßig, unkompliziert, die Matches waren interessant und das Geschreibe großteils nett und wertschätzend. Nun, seit ich seit über einem halben Jahr Single bin, habe ich mich bereits dreimal an- und schnell wieder abgemeldet. Das erste Mal war zum Scheitern verurteilt, ich war frisch getrennt und wollte vorfühlen, was mich in der (Männer)Welt erwartet, im Endeffekt war es nichts außer ein bisschen in der Wunde zu stochern und mich für ein paar Tage richtig furchtbar zu fühlen. Alleine das Alter einzugeben war eine Qual, noch nie hatte ich nach Männern über dreißig gesucht. Der zweite Versuch war dann nach einem halben Jahr Trennung, viele mühsame Stunden des Schreibens, drei qualvolle Spaziergänge mit belanglosen Gesprächen und die Erkenntnis, dass ich wohl noch nicht bereit dazu war, wieder zu daten.

Das dritte Mal habe ich mich vor zwei Wochen angemeldet und geswiped was das Zeug hält. Es ist Frühling, die Vögel zwitschern, die Sonne scheint und ich will Dates. Verabredungen in hohen Schuhe, in offenen Restaurants mit Männern, die nicht studieren, nicht in einer WG leben, gut duften, wissen, was ein Hemd ist und als erste Nachricht mehr als ein "Hi :)" zustande bringen. Naja, es war zum Weinen. Jede Nachricht fühlt sich viel zu mühsam an, Männer auf Tinder scheinen sowieso noch nie etwas von Gesprächskonventionen gehört zu haben und es fehlt mir die Zeit und vor allem die Energie, stundenlang mit jemandem zu schreiben, um dann beim ersten Date nach drei Sekunden zu erkennen, dass alles umsonst war, weil es einfach nicht passt. Tinder gelöscht, dieses Mal endgültig und für immer mit drei Rufezeichen.


Wie das Daten für mich weitergeht wird sich zeigen, aber vom Swipen habe ich definitiv genug. Vielleicht muss ich mehr rausgehen, einem Verein beitreten (musste selbst gerade lachen, als ob!), eine neue Sportart anfangen, mehr in Museen allein herumstehen oder mich von Freundinnen verkuppeln lassen, egal wie und wann, ich will reden statt schreiben, Anziehung vom ersten Moment an spüren, den Klang seiner Stimme beim nach Hause gehen in meinem Kopf Revue passieren lassen und Gänsehaut bekommen, wenn ich ein ähnliches Parfum auf der Straße rieche. Utopisch? Vielleicht, aber einen Versuch ist es wert!


Push-up BHs

Muss ich hierzu überhaupt noch etwas schreiben? Mit viel Kopfschütteln denke ich an die Zeit zurück, in der ich das Gefühl hatte, ich müsse den Eindruck einer größeren Oberweite erwecken. Inzwischen lehne ich jede Art von BH mit festen Bügeln oder gepolsterten Körbchen ab, brauch ich einfach nicht und empfinde ich als absolut unangenehm. Auch hier zeigt sich nach und nach ein schöner Trend in Richtung Komfort statt Optik und Natürlichkeit statt Inszenierung. Ich verstehe jede Frau, die sich Halt wünscht und mit seamless BHs und Bralettes wenig anzufangen weiß, aber für mich sind die Zeiten von unangenehmen Bügeln und formenden Körbchen vorbei. Ein, zwei Überbleibsel befinden sich trotzdem noch in der Schublade, die dürfen auch bleiben – am allerliebsten ohne.


Schlechtes Gewissen

Endlos sind die Situationen, in denen ich mit meinem Gewissen zu kämpfen habe. Nicht weil ich etwas Falsches getan oder gesagt habe, sondern wegen der Angst, nicht die Erwartung des Gegenübers zu erfüllen. Das Gefühl, es allen recht machen zu müssen, begleitet mich schon mein Leben lang, Scheidungskind per excellence. Seit ich zur Therapie gehe, fällt mir immer noch mehr auf, wie weit ich in manchen Situationen von mir und meiner Empfindung Abstand nehme und ganz bei den anderen und deren Bedürfnissen bin. Davon hab ich definitiv genug, jedesmal ärgere ich mich noch tagelang, wenn ich mich für jemanden verbogen habe und ich möchte weiter daran arbeiten, für meine Meinung und mein Gefühl ohne schlechtes Gewissen einzustehen. Das klappt noch nicht immer gut, aber inzwischen habe ich ein paar Strategien entwickelt, die mir bei unangenehmen Situationen eine Hilfe sind.


Körperwaagen

Der Kampf mit meinem Körpergewicht hat ca 15 Jahre gedauert. Fast die Hälfte meines bisherigen Lebens hat die Zahl auf der Waage diktiert, ob ich mich gut oder schlecht fühle. Nicht weil ich jemals zu dick war oder ab/zunehmen musste, sondern weil mir von Teenagerjahren an einsuggeriert wurde, dass weniger Kilos besser sind als mehr und dass Frauen diese Zahl auf der Waage im Blick haben sollten. Nach der Trennung im Herbst habe ich extrem abgenommen, mich unwohl in meinem Körper gefühlt und die Zahl auf der Waage war alarmierend niedrig. So niedrig, dass es zum ersten Mal in die andere Richtung ging, ich wollte zunehmen, mehr wiegen, mich mehr wie ich selbst fühlen, das Bild im Spiegel mögen.

Vielleicht hat es dieses Erwachen gebraucht, um mich endlich von diesem Fokus aufs Körpergewicht zu lösen. Schon lange weiß ich, dass Kilos nichts über eine Figur aussagen, dennoch habe ich mich immer schlecht gefühlt, wenn ich mehr wog, als ich gewohnt war, mehr als früher, mehr als in meinem Kopf die „richtige“ Zahl war. In Schulzeiten hatte ich eine Zeit lang eine Essstörung. Diäten und Körpergewicht waren zuhause immer ein Thema, oft hatte ich meine Mama beobachtet, wie sie tagelang nur Shakes vor einem Urlaub getrunken, sich täglich gewogen und konsequent auf eine bestimmte Zahl auf der Waage hingearbeitet hatte. So etwas prägt, und es hat lange gedauert, bis ich wieder eine entspanntere Einstellung zu gewissen Nahrungsmitteln und zu meinem Körper hatte. Die mediale Verteufelung von Kohlehydraten und Bodyshaming auf Titelseiten haben dabei nicht gerade geholfen. Das letzte Mal hab ich mich Anfang des Jahres gewogen, es blinkte eine Zahl, die mir früher die Woche versaut hätte, stattdessen schenkte ich meinem Spiegelbild ein Lächeln. Prinzipiell weiß ich, dass ich gefährdet bin, mir zu viele Gedanken über Veränderungen und Zahlen zu machen, daher habe ich die Waage verbannt, funktionierte schleichend, fast wie von selbst und ich habe es keinen Tag bereut!

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