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2020...wir waren, ich bin, danke & bussi!

Das Resümee von einem Jahr, das anders verlaufen ist als gedacht, das viel Veränderung mit sich gebracht und mich vor neue Herausforderungen gestellt hat. Ein Jahr, das schön war und gleichzeitig schmerzhaft wie kein anderes, das mich über Freundschaften und Beziehungen gelehrt hat, in dem ich mich sehr geliebt und doch so einsam gefühlt habe und das mir schlussendlich eine wichtige Lektion erteilt hat.

 

Ein Jahr wie kein anderes zuvor.

Silvester 2019 habe ich Mitternacht mit dir Walzer getanzt, Sekt getrunken, viel gelacht und bin in deinen Armen eingeschlafen. Corona war noch weit weg, der Umzug war geplant und nie zuvor habe ich mich so angekommen und am richtigen Ort zur richtigen Zeit gefühlt. Dieses Silvester habe ich mich in den Schlaf geweint und Neujahr, wieder weinend, im Bett verbracht, allein in meinen 33 Quadratmetern, einsam und mit gebrochenem Herzen. Weder meine Familie noch meine beste Freundin können mir das Gefühl des Alleinseins nehmen, das Gefühl der Ohnmacht und das Gefühl nie wieder heilen zu können. 2020, alle sagen es war so furchtbar, aber im Endeffekt hat mir das vergangene Jahr eine wichtige Lektion erteilt. Wenn man plötzlich Zeit hat, über Dinge nachzudenken, der Alltag entschleunigt und soziale Kontakte reduziert werden, dann ist man plötzlich mit sich selbst konfrontiert, mit eigenen Ängsten, Hoffnungen, Vergangenheiten und Zukunftswünschen. Wie war es denn nun wirklich, dieses Jahr, mein Jahr des Näherrückens, des Verzichtens, des Loslassens, des Wiederfindens. Und wie kann das neue Jahr wieder bunt werden, schillern in allen Farben, wie kann ich den Blick nach vorne richten, wie wieder glücklich sein?

Nach eineinhalb Jahren, nach viel hin und her und noch mehr Tränen sind wir in unserer ersten gemeinsamen Wohnung gestanden. Beide Scheidungskinder, beide Angst vor Veränderungen, vor Verlust, vor Versagen, aber immerhin zusammen. Ich hatte damals beschlossen, dich zu lieben, irgendwann muss man sich entscheiden, ob eine Partnerschaft nur für jetzt oder für immer sein soll, ich wollte dich für immer. Ich hab viel an uns gearbeitet, viel kommuniziert, viel konfrontiert und viel zurückgesteckt, weil ich gemerkt habe, dass deine Unsicherheiten noch größer waren als meine. Die ersten Wochen im neuen Heim wurden von Chaos und noch schlimmer von Corona begleitet, vieles blieb unfertig, der erste Lockdown sperrte uns zusammen ein. Aber das war auch schön, es war schön dich täglich zu sehen, mit dir aufzuwachen und mit dir schlafen zu gehen, zusammen zu kochen, gefühlte hundertmal in diesen Wochen, zu kuscheln und Karten zu spielen. Ich habe mich in dieser Zeit viele Male neu verliebt, in deine Eigenheiten, die ich vorher nicht kannte, in unsere Zukunft, die ich klar vor Augen hatte und in unser Leben zu zweit in unserem Heim.


Und trotzdem…Stück für Stück hast du dich von mir entfernt, die Aufmerksamkeiten wurden weniger, die Berührungen freundschaftlicher und ich liebe dich kam nur mehr aus meinem Mund. Viel geredet, viel motiviert, viel hingenommen, mich selbst verloren und leise immer unglücklicher geworden. Die unzähligen du fehlst mir, und ich vermisse dich hast du mit auch beantwortet, sonst kam nichts von dir und als ich an unserem 2. Jahrestag nach 12 Tagen Urlaub mit einer Freundin nach Hause kam, bist du nicht am Bahnhof gestanden, nicht einmal an der Haustür, nachdem ich geläutet hatte, die Stimmung war komisch und du warst still. Am nächsten Tag hatte ich zum erstem Mal Migräne und rückblickend ist unsere Beziehung an dem Tag zerbrochen, an dem sie vor zwei Jahren begonnen hatte. Kurz darauf haben wir uns getrennt, der gemeinsame Kurzurlaub konnte auch nicht mehr retten, was bereits verloren war.


Neuanfang, mit Tränen im neuen Zuhause.

In der darauffolgenden Woche habe ich eine Wohnung gefunden, praktisch um die Ecke, und wenige Tage später habe ich meine letzte Schublade ausgeräumt, meine Möbel transportiert und zum ersten Mal alleine in meinen neuen vier Wänden geschlafen. Du hast mir zugesehen, beim Weinen und verzweifelt sein, hast mich getröstet und mir immer wieder gesagt, dass es dir auch weh tut, aber aufgehalten hast du mich nicht. Fünf Kilo habe ich in den ersten Wochen verloren, mein Gesicht hat ständig gebrannt von den vielen Tränen, die Person im Spiegel habe ich nicht mehr erkannt, ich war gebrochen, müde und so endlos enttäuscht von dir, dass du mich gehen lassen hast, dass du nicht für uns gekämpft hast, dass du nicht offen und ehrlich mit mir warst, dass du aufgegeben hast. Single…was mit Mitte 20 noch sehr attraktiv klingt, fühlt sich mit Anfang 30 nach Strafe an, nach Versagen, nach übrig bleiben, nach nicht genug sein und vor allem nach zu spät.


In den letzten vier Monaten haben wir uns immer wieder gesehen und gehört, hin und wieder sind wir auch wieder nebeneinander aufgewacht, nach schönen Nächten mit ehrlichen Umarmungen und intimen Worten. Ich hatte gute Wochen, in denen ich dachte, dass ich abgeschlossen hätte oder auch manche, in denen ich noch Hoffnung für uns hatte, und sehr sehr schlechte Wochen, in denen Zweifel, Zerrissenheit und Einsamkeit meinen Alltag bestimmten. Ich bin mir nach wie vor nicht sicher, ob diese Trennung richtig war, ob du der Richtige warst, ob ich zu wenig gekämpft und zu wenig probiert habe, ob ich für uns beide entschlossener hätte sein müssen, und noch immer weiß ich nicht, was wirklich in dir vorgeht. Aber nachdem ich mich oft von dir lösen wollte und immer wieder gescheitert bin, deinen Berührungen und deiner Nähe immer wieder nachgegeben habe und dich zu jeder Stunde eines jeden Tages unendlich vermisst habe, ist nun der Tiefpunkt erreicht und plötzlich war sie da, die Wut, auf dich, auf mich, auf diese Welt. Im Moment hilft sie mir viel zu weinen, die Dinge klar zu sehen und zu verstehen, dass ich alles gegeben, dir alles gesagt habe, immer ehrlich mit all meinen Gefühlen war und nun ist es an der Zeit, mich zu schützen. Mich zu lösen von halben Sachen, die nur weh tun, von Bildern, die ich mir zu oft ansehe, von Möglichkeiten, die hätten sein können und von unserer gemeinsamen Zukunft, die ich so klar vor mir sah.


Ich für mich.

Die große Liebe, die auf einmal nicht mehr die große Liebe ist. Auseinander entwickelt, verschiedene Wege gegangen, mit vielen leeren Worten habe ich versucht, mir das schön zu reden, was ich eigentlich fühle, du liebst mich nicht mehr, du kämpfst nicht mehr für uns. Und was du mir nicht sagen konntest, hast du mir eben gezeigt, durch fehlende Zuneigung, fehlende Worte, fehlende Intimität – körperlich wie auch emotional. Am Ende musste ich mich gegen uns und für mich entscheiden, ich musste gehen, obwohl ich nicht wollte, dich lassen, obwohl ich dich liebe, mir eine neue Zukunft schaffen, in der du keinen Platz mehr hast.

Das tut weh, vor allem weil ich weiß, dass ich auch den anderen Weg hätte gehen können. Bei dir bleiben, selbst noch mehr geben und dabei immer kleiner werden. Zu gehen hat viel Mut und Stärke erfordert und so heroisch und selbstbestimmt das klingen mag, es fühlt sich ganz furchtbar an, auch jetzt noch und es wird noch lange weh tun. Aber ich weiß, was ich will. Jemanden, der mir die Hand reicht, wenn der Weg gerade schwierig ist, der mit mir redet, wenn Spannung in der Luft liegt, der die schönen Momente mit mir zelebriert und mit mir an unserem gemeinsamen Leben arbeitet – denn das ist Beziehung im Endeffekt: Zwei Menschen die sich mögen und jeden Tag aufs neue beschließen, füreinander da zu sein und miteinander zu wachsen.


Im Moment habe ich mich und das ist genug.

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