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Trau dich, trenn dich endlich!

Trennungen, eines meiner liebsten Themen, inzwischen bin ich ziemlich erfahren darin, mich von Partnern, Freundschaften und Dingen zu trennen, praktisch EXpertin. Warum es heute darum gehen soll? Weil ich mich gerade von vielem trenne und wieder am eigenen Leib spüren muss, dass das nicht immer so einfach ist, wie es sich anhört. Natürlich werde ich auch über romantische Beziehungen schreiben und ich höre schon die Stimmen, die mir sagen, dass nicht alle Partnerschaften schlecht sind, keine Sorge, das weiß ich. Wenn du dich in einer glücklichen Beziehung befindest, dann wirst du dich auch nach diesem Beitrag nicht trennen, ich freu mich für dich, genau das wünsche ich uns allen. Aber leider gibt es viel zu viele Verbindungen, platonisch wie romantisch, in denen vor allem Frauen fragwürdige Kompromisse eingehen, meistens auf Kosten ihres Glücks. Und um Schuhe geht’s auch!

 

Generation Disney & die Sache mit dem Prinzen

Ich weiß ja nicht, was ihr früher so geschaut habt, aber ich bin in den 90ern mit Disneyfilmen und einer Lieblingsprinzessin nach der anderen aufgewachsen. Heute würde man diese Filme für Gender Studies als Analysematerial heranziehen, damals waren Arielle, Odette, Jasmin und Cinderella meine Frauenvorbilder: Jung, schön, schlank und auf den Prinzen wartend, mit dem dann endlich das glückliche Leben beginnen konnte.



In meiner Schulzeit (auch noch mit 18!) war ich fest davon überzeugt, dass ich nach dem Studium heiraten und Kinder bekommen werde, dass es ein 30+ ohne Mann geben würde, war in meiner Lebensplanung nicht denkbar. Hier haben wir den ganz entscheidenden Haken: Als Mädchen und junge Frauen sind wir – doch nicht ganz so fortschrittlichen Millenials – sehr wohl dahingehend sozialisiert worden, dass Mann, Familie und Haus das ultimative Ziel im Leben sind. Diese frühe Idee hat sich festgebrannt im Hirn und alles was von dieser Norm abweicht, fühlt sich absurd bedrohlich und anfangs kaum aushaltbar an.


Status quo

Nun, bist du glücklich in deiner romantischen Beziehung? Diese Frage wird uns leider viel zu selten gestellt und selbst wollen wir sie uns sowieso nicht fragen. Wenn deine Antwort jetzt ein große lautes „JA SEHR“ ist, gratuliere, Jackpot. Alles andere und jegliche Formen von „ja schon, aber…“, „jede Beziehung hat Probleme…“, „niemand ist perfekt…“, „er gibt sich wenigstens Mühe…“, „im Großen und Ganzen läuft es gut…“ oder „mit mir ist es auch nicht ganz einfach…“ sollten dir definitiv zu denken geben. Ich hab alle diese Antworten schon gehört und die eine oder andere ist auch aus meinem Mund gekommen, meistens mit dem selben Hintergrund: Die Beziehung ist okay, – von toxischen Geschichten wollen wir hier heute nicht sprechen, das ist ein ganz anderes Kapitel – alles läuft einigermaßen rund, es gibt ein paar schöne Erinnerungen in der Vergangenheit und es ist bequem zu bleiben, weil EIGENTLICH alles passt.



Wenn da nur dieses miese Bauchgefühl nicht wäre, das sich hin und wieder mit einem „ist das wirklich alles“ meldet. Ganz betrogen sind Baustellenmänner, denen wir ganz viel Potenzial zuschreiben, das sie ziemlich sicher nicht erfüllen werden und die dich in eine Beziehungsabhängigkeit stürzen, in der du die Verantwortung für dich und ihr Potenzial übernimmst. Inzwischen begnügst du dich eben mit zu wenig, in der Hoffnung, dass es schon noch besser wird.

In solchen Fällen gibt es zwei Möglichkeiten: Erstens, du zweifelst leise vor dich hin, projizierst weiterhin deine Erwartungen und Wünsche auf ihn, redest dir selbst alles schön und läufst in dein eigenes Unglück. Zweitens, du trennst dich, hältst den Schmerz und die Enttäuschung aus, hast lange mit der Scham des Alleinseins zu kämpfen und steuerst auf dein nächstes Glück zu.


Nichts ist schlimmer, als sein Leben mit dem Falschen zu verbringen.


Die Angst vorm Single sein

Glaub mir, ich weiß, wie gruselig eine Trennung ist und wie viel schwerer sie fällt, wenn du noch ein ungelöstes Kindheitstrauma mit dir rumträgst und Verlassensängste zu deinem Alltag gehören. Mit jedem Jahr wird es noch schwerer sich zu trennen, die 30er laden praktisch dazu ein, in mäßigen Beziehungen zu bleiben, weil du sonst die einzige Singlefrau bist, aber auch das ist schaffbar. Es ist sehr verlockend zu bleiben, wenn alles von außen passt und nur dieses erfüllende Glücksgefühl fehlt. Okay-Beziehungen sind wie Rettungsbojen, an denen wir uns festklammern, weil wir Angst vorm Schwimmen haben, obwohl wir ganz genau wissen, dass wir auch ohne zur Insel kommen. Und die Insel? – die ist das Sinnbild für Selbstliebe, ein fester Boden unter den Füßen, die Sonne im Gesicht und fette Kokosnüsse zum Überleben.



Selbstliebe – ich weiß, ich sag’s immer wieder – aber bevor du dich nicht selbst liebst und dir sicher bist, dass du alleine genug für ein glückliches Leben bist, solltest du niemand anderen anstellen, um diesen Part für dich zu übernehmen. Mit dir selbst im Reinen und glücklich sein, das kannst du nur lernen, wenn du alleine bist und durch die fiesen Wellen gefüllt mit gesellschaftlichem Druck und der Angst übrig zu bleiben durchgeschwommen bist. Das Schöne, wenn du an der Insel angekommen bist? Die Bojen sind überflüssig und du hältst Ausschau nach Beziehungen, die mehr als nur okay sind, weil alles andere gar nicht mehr möglich ist. Trenn dich!



Freundschaft ist nicht das A und O

Selbes Prinzip gilt natürlich auch für platonische Beziehungen. Hier reicht es oft, sich drei einfache Fragen zu stellen. Fühle ich mich energetisch und emotional gut, wenn ich mich mit der Person getroffen habe? Kann ich mich auf diese Person verlassen, wenn es mir weniger gut geht und ich Unterstützung brauche? Investiert die andere Person ebenso in unsere Freundschaft und fühle ich mich gleich wertgeschätzt?


Bei Freundschaften ist es nicht unbedingt nötig, offiziell Schluss zu machen, aber du kannst sehr wohl anfangen, dich selbst zu priorisieren und klare Grenzen bei Personen zu setzen, die dich als Müllkübel für Probleme und Lückenbüßer, wenn der Partner nicht da ist, benutzen. Dafür hast du dann umso mehr Zeit für die leider sehr wenigen Freundschaften, die auf Augenhöhe stattfinden und in denen sich beide Seiten gleich gesehen und wohlig fühlen. Freundinnen zu verlieren tut weh, immer zurückzustecken und oft enttäuscht zu werden schmerzt aber mindestens gleich, also trenn dich endlich!


KONDO the shit out of your life!


A material girl

Tja, zuletzt wollen wir uns von unnötigem Ballast trennen, der meistens auch mit Beziehungen belastet ist. Trenn dich von dem Chatverlauf, den Fotos auf dem Handy, allen Geschenken und den Karten, die er dir geschenkt hat. Sie dienen nur dazu, noch länger an der Boje festzuhalten und dir in eh schon schweren Momenten noch einmal einen Tritt zu verpassen. Ja damals waren die Nachrichten schön und das Herz auf der Karte hatte sicher die Welt zu bedeuten, aber weg damit. Trenn dich von den Ohrringen, die ein Geschenk der Freundin waren, aber die dir nicht wirklich gefallen. Trenn dich vom Pullover, den du im schönen Portugal Urlaub gekauft hast und der sehr teuer war, aber in dem du dich nie wohlfühlst. Trenn dich von den Kopfhörern, die seit Monaten rauschen, vom Duschgel, dessen Duft du nicht magst und von den Schuhen, die dir jedes verdammte Mal Blasen bescheren. Trenn dich überhaupt von allen Schuhen, die du nicht liebst – wir sind schließlich auf dem Weg zum besten Ich und das in angemessenem Schuhwerk! Trenn dich von den Büchern, die du vermutlich nie lesen wirst, von den Gewürzen, die du nie verwendest und den Duftkerzen, die nach Gummibären riechen.


Oft halten wir an Dingen fest, weil es irrational erscheint, sie zu eliminieren und/oder das schlechte Gewissen sich meldet. Du darfst dich von allem trennen, was dir keine Freude mehr macht, ohne mieses Gefühl, ohne Erklärung und ohne Rechtfertigung. Trau dich, trenn dich endlich!

 

Getrennt. Es tut weh und es fällt schwer, aber das kleine Lächeln im Gesicht, wenn es getan ist, verrät, dass es die richtige Entscheidung war. Ich bin lange in einer schwammigen Beziehung geblieben, in der ich nicht mehr ganz glücklich war. Nichts an uns war wirklich mies und eigentlich hätte alles gepasst, aber richtig gesehen gefühlt hab ich mich nicht. Meistens musste ich zurückstecken und kompensieren, meine Erwartungen zurückschrauben und mich mit vagen Aussagen begnügen. Wenn du deine Karten auf den Tisch legst und ganz klar deine Bedürfnisse kommunizierst und die andere Person sich nicht in der Lage fühlt, so weit an sich zu arbeiten, dann hör hin, dichte ihr kein Potenzial an, pack deine Sachen und geh. Du kannst wie ich nochmal schauen, ob es vielleicht besser wird, aber das Ergebnis war das Gleiche. Ich hab die Bilder nun wieder verbannt, den Chatverlauf erneut gelöscht und jeden Tag sage ich mir vor, dass es richtig war, bei mir und nicht jemand anderem zu bleiben.


Ansonsten war ich radikal und das Gefühl danach ist unbeschreiblich, auch wenn das Trennen ein bisschen weh tut. Ich hab alle BHs entfernt, die ich nicht mehr (oder nur für besondere Anlässe, haha als ob) trage und das waren viele und auch neue. Hab mich von 90% meiner Strumpfhosen getrennt, meine Ohrringe radikal aussortiert und beschlossen, dem Gewand für Backpack-Urlaube Lebewohl zu sagen. Mhm, und die Schuhe, das war schmerzhaft, aber was nur gut aussieht und mich nicht glückserfüllt weiter bringt, musste auch gehen.

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