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Valentinstage als Singlefrau in den 30ern!

Alle Jahre kommt er wieder, dieser Tag der Liebe, von Paaren gefeiert und von Alleinstehenden gefürchtet. Vor genau drei Jahren habe ich über meinen ersten Valentinstag als Singlefrau in den 30ern berichtet, wenn ich diesen Beitrag jetzt lese, muss ich doch ein bisschen schmunzeln. Vieles hat sich seitdem geändert, nicht nur im Außen sondern auch im Innen, manches sehe ich heute ganz anders und auch meine Einstellung zu Beziehungen hat sich grundlegend geändert. Damals war ich sehr verletzt, zynisch und bitter, alles das, was ich ganz verbissen nicht sein wollte. Heute bin ich nur noch ein bisschen zynisch, immerhin! :)

 

Der Tag der Liebe

Es war dieses Jahr bereits mein vierter Valentinstag als Single, zumindest offiziell, und wenn ich an die letzten 10 Jahre zurückdenke, in denen ich mehr oder weniger ernsthaft gedatet habe, muss ich doch feststellen, dass der Diesjährige mit Abstand der Schönste war. Das führt natürlich zur Frage, ob es wirklich ein Tag für Verliebte ist oder doch einfach nur ein Tag im Zeichen der Liebe, egal in welcher Form. Darüber kann jeder philosophieren wie er/sie möchte, ich hab mich für letzteres entschieden und meinen Valentinstag mit mir, meiner Flöte und meiner Bestie verbracht. Ich will euch nur einen kurzen Einblick in unseren Tag geben, denn in erster Linie möchte ich heute ein bisschen über die Sprache der Liebe grübeln und einen Satz diskutieren, der mir zu denken gab.



Ich hab meinen Tag mit einem Buch gestartet – Männer töten (purer Zufall, ich schwöre es liegt seit Wochen herum) –, danach ein bisschen geübt und später sind wir zu zweit nach Brixen gedüst, an der Eisack spaziert, zu Kaffee und Kuchen eingekehrt, waren ein bisschen bummeln und abends fein in einem sehr schönen Restaurant essen. Der Tag war perfekt, anders lässt es sich nicht sagen und bis auf den Nachtisch in Herzform und die Fülle an Paaren im Restaurant, waren es Stunden mit meiner Freundin wie an jedem anderen Tag. Ich hab nicht daran gedacht, was andere Paare wohl tun, was die Leute im Lokal sich denken könnten und schon gar nicht hatte ich das Gefühl, etwas oder jemanden zu verpassen. Wir haben die Liebe zelebriert, zu uns selbst und zu unserer schönen Freundschaft, am lautesten beim Abendessen gelacht und auf der Heimfahrt zu 90er Hits gegrölt – unkompliziert, ausgelassen und leicht.



Alle sehen rot

Warum fürchten sich aber so viele Singles vor diesem Tag und warum kann er, egal wie sehr frau ihn ignorieren möchte, die schwersten Gefühle auslösen? Ich will mich hier gar nicht rausnehmen, am Wochenanfang hatte ich auch ein paar Stunden, in denen die Gedanken wieder in alle Richtungen explodiert sind, ich alte Schulfreundinnen auf Facebook gestalkt hab, um zu schauen, ob sie schon verheiratet sind, und mich auch vergewissern wollte, dass keiner meiner Exen glücklich vergeben ist. Vielleicht hab ich mich auch an der einen oder anderen Trennung erfreut, manchmal tut es der Seele gut zu wissen, dass bei anderen auch nicht alles rund und nach Plan läuft.


Tja, da ist es, das springende Parodoxon: Bei mir läuft alles rund und Pläne mach ich nach meinen Vorstellungen. Dieses Gefühl, das jemand fehlt, ist in erster Linie sozial geprägt und wird mit jedem Jahr schlimmer, wenn frau es nicht ordentlich aufbröselt! Fehlt dir wirklich jemand, um glücklich zu sein? Ja ich weiß, wer sich Familie und Ehe wünscht, muss nach einer/einem Partner:in suchen, sonst wird’s schwierig und rein ökonomisch gesehen, ist alles um einiges leichter zu zweit, aber fehlt dir jemand, um glücklich zu sein?



Der Gedanke morgen jemanden zu treffen macht mir gleichermaßen Angst wie noch viele Jahre Single zu sein. Ich liebe gerade alles sehr, ich mag, wer ich bin, ich genieße meine Freizeit und meine Freiheit und ich schätze, wie selbstbestimmt und frei von Kompromissen mein Leben ist. Ich bin glücklich, so einfach ist es und wenn ich ganz ganz ehrlich mit mir bin, dann fehlt mir niemand. Ob ich mir trotzdem eine Beziehung wünsche? – klar, aber fehlt mit dezidiert jemand? – nope.    



Die Sprache der Liebe

Nun, zurück zum Statement, das mich diese Woche grübeln lassen hat. Eine Frau, der ich auf Insta folge und die gerade sehr in love ist, hat gesagt: „If you are a high effort person, you should be loved in a high effort way!“, und ja, da hat schon ein bisschen etwas geklingelt. Ich bin in Beziehungen tendenziell nervös und unausgeglichen, das hat sicherlich etwas mit meiner Geschichte zu tun, aber auch mit dem Umstand, dass ich mir als high effort Person sehr gezielt eher low effort Männer aussuche. Wozu das führt? – ja genau, Stress. Kleines Beispiel aus dem letzten Jahr: Ich hab  am Valentinstag eine Karte für jemanden geschrieben und in dessen Postkasten geworfen, war den ganzen Tag nervös, ob er sich melden würde und dann natürlich bitter enttäuscht, als er erst am nächsten Tag sehr leger geantwortet hat. Tja, da ist wohl viel Aufwand auf keinen Aufwand gestoßen, was ihn nicht zu einem schlechten Menschen macht, aber eben zu einem schlechten Match.



Interessanterweise sind alle meine engen Freundinnen definitiv high effort Frauen, die lieber ein bisschen zu viel als zu wenig Aufwand betreiben, immer den Weitblick haben, verlässlich und rücksichtsvoll handeln und stets bemüht sind, die beste Version ihrer selbst zu sein. Frauen, in deren Gegenwart ich immer entspannt bin, weil ich weiß, dass ich mich um niemand anderen als mich selbst kümmern muss. Ein weiteres Beispiel ist mein Stiefpapa. Wenn ich frage, ob er mich abholt, mache ich mir keine Sorgen, ob er pünktlich sein wird, ich weiß, dass er online den Zug im Blick hat und dass er am Bahnsteig steht, um meinen Koffer zu tragen. Das ist mir erst vor kurzem bewusst geworden, aber wenn er mich abholt, bin ich tiefenentspannt und das ist ein sehr schönes Gefühl, ganz im Gegenteil zu wenn mich früher mein leiblicher Vater abgeholt hat, der zu hundert Prozent zu spät war, nicht die zwei Euro für die Garage bezahlen wollte und definitiv noch tanken musste. Beide haben mich gleichermaßen lieb und sind gleichermaßen nette Menschen, aber der eine geht halt die extra Meter und der andere nicht.


Das führt zur Erkenntnis, dass der Pool an potenziellen Partnern für mich noch einmal um einiges kleiner wird, ein Spaß. Es ergibt für mich absolut Sinn, dass ich so geliebt werden möchte, wie ich selbst bereit bin, Liebe zu geben, vielleicht ist das noch viel entscheidender als alle anderen Faktoren.



Ach, ich weiß es doch selbst nicht, aber es läuft wieder aufs Gleiche hinaus: Es lohnt sich einmal mehr genau hinzusehen, mit wem du deine Zeit verbringst und genau hineinzufühlen, was deine Bedürfnisse sind. Vor allem hat es oberste Priorität, dir selbst die beste Partnerin zu sein und dich selbst um dein Glück zu kümmern. So einfach und doch so schwer.

 

An meine Singlefrauen: Ich wünsche euch an diesem und jedem anderen Tag den Mut, euer bestes Leben zu leben und eure Tage nicht mit Warten zu verbringen sondern mit Dingen, die euch Spaß machen und mit Menschen die euch wohlig fühlen lassen. Und mit dem Wissen, dass jede dritte Ehe in Österreich geschieden wird. Just saying.

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