2025, das ging unverhofft schnell, fast schon ein bisschen zu schnell, wenn ihr mich fragt. Ich bin eigentlich noch gar nicht bereit, schon wieder ein neues Kapitel zu öffnen, überhaupt würde ich lieber das Buch schließen und ganz etwas anderes lesen, vielleicht einmal eine Romanze statt ein Drama, von mir aus auch eine Komödie. Aber ja, Silvester stand wieder vor der Tür, mein Erzfeind aller Feiertage, die guten Vorsätzen hab ich dieses Mal außen vor gelassen und stattdessen hab ich mich mit altbekannten Monstern aka Erwartungsdruck und Versagensangst auseinandergesetzt.
Silvester allein, so richtig
Vor genau einem Jahr war ich auf Sri Lanka, der Abschluss meiner Reisen und vermutlich auch der Höhepunkt. Zu Silvester hatte ich mich selbst zum Essen ausgeführt, danach war ich am Strand, bin kurz nach Mitternacht in meinen Schlafsaal gegangen und hab den 1. Jänner mit der wohl schönsten Yogasession begonnen. Ich bekomme noch immer ein bisschen Gänsehaut, wenn ich daran denke, weil dieser Jahreswechsel damals so perfekt, so bei mir und so einfach war und ich mit so viel Optimismus, Selbstbewusstsein und Freude ins Jahr 2024 gestartet war. Stellt sich raus, Neujahr gibt nicht den Ton für die kommenden 12 Monate an, wenn dein Jahreswechsel also scheiße war, halb so schlimm.
Nun, dieses Jahr hab ich mich bewusst dafür entschieden, Silvester alleine zuhause zu verbringen. Ich hab den Tag gemütlich gestartet, ein bisschen gelesen, war Lebensmittel einkaufen (ok, das war die Hölle), bin am späteren Nachmittag eine Runde laufen gegangen und hab nach einer heißen Dusche Pasta gekocht und mir ein Glas Wein kredenzt. Anschließend hab ich mich auf die Couch begeben, ein paar Nachrichten verschickt und einen Bucket List Film geschaut: The Help. Dieser wirklich ausgezeichnete Streifen hat bis nach Mitternacht gedauert, die Nachos hab ich mit einer heißen Schokolade runtergespült und dann bin ich seligst schlafen gegangen. Ich hatte doch ein wenig Respekt vor diesem Abend, kurz sogar überlegt, doch zu meinen Eltern zu gehen, aber letztendlich hatte ich die beste Zeit mit mir selbst und Silvester ist einfach ein Abend wie jeder andere. Überhaupt kommt mir vor, dass sich der Diskurs ändert, ich hab massig Menschen in den sozialen Medien gesehen, die Silvester stolz alleine verbringen. Mag ich, mach ich wieder.
Vorsätze und Erwartungen
Natürlich wollte ich dann am 1. Jänner mein Jahr RICHTIG starten, aber das ist auch einfach so passiert. Im Moment lese ich immer am Morgen, was ich sehr genieße, aber danach war ich am Handy und hab den Vormittag vertrödelt und anstatt Visionboards zu kreieren und meine Vorsätze auf Papier zu bringen, bin ich mit meiner Mama für ein paar Stunden auf die Nordkette rauf und hab die Sonne genossen. Abends eine Serie und – wer hätte es gedacht – Pasta und so schnell war der erste Tag von 2025 schon wieder vorbei.
Gedanken, was ich dieses Jahr erreichen und/oder ändern möchte, hab ich mir natürlich trotzdem gemacht und ich sag’s euch, schon war die Spirale wieder da. 2025 muss jetzt das Jahr werden, in dem ich IHN endlich treffe, das Jahr, in dem ich mir ganz klar werde, wie es beruflich weitergehen soll, in dem ich meine schlechten Gewohnheiten ablege, endlich die neue Sprache lerne, ihn endlich vergesse und ENDLICH ganz zu mir selbst finde und ENDLICH ENDLICH unbeschwert glücklich bin. Die Erwartungen sind schon jetzt viel zu hoch und die Angst, wieder nicht alles zu schaffen, kriecht bereits durch meine Knochen. So möchte ich das aber nicht mehr und ich muss mich echt aktiv gegen diese alten Monster wehren, weil sie sonst Überhand nehmen.
Aber ein paar Wünsche?
Gibt’s trotzdem Dinge, die ich mir fürs neue Jahr wünsche? Klar! Ich wünsche mir, dass ich mutig bin und mehr tue, worauf ich wirklich Lust habe, ohne die Meinungen und Worte anderer im Kopf zu haben. Ich wünsche mir, dass ich auf mich achte und mehr meine Grenzen wahre, öfter nein sage und weniger oft im Stress bin. Ich wünsche mir, dass ich meine Wochenenden mit schönen Aktivitäten und lieben Menschen fülle, dass ich mehr Kuchen esse, öfters Croissants frühstücke und häufiger mit mir selbst in die Stadt gehen – ich liebe das und mache es zu selten. Ich wünsche mir, dass ich mich frei fühle und weicher, dass ich mich wieder mehr öffnen und größer lieben kann. Ich wünsche mir, dass ich den Druck rausnehme und im hier und jetzt lebe, mir weniger Gedanken über die Zukunft mache und mehr Spaß an der Gegenwart habe.
Ich wünsche mir ein bisschen mehr Leben und ein bisschen weniger Grübeln.
Neujahr kann ein richtiges Arschloch sein, mach dir bitte keine Vorwürfe, wenn du nicht fröhlich und voller Zuversicht ins neue Jahr gestartet bist. Ich bin ehrlich, 2024 kann mir wirklich gestohlen bleiben, das war ein kräftezehrendes und auslaugendes Jahr, was nicht heißt, dass 2025 besser wird, aber es ist wie mit den Montagen und Monatsanfängen: neues Spiel, neues Glück. Nach wie vor bin ich hin und hergerissen mir schriftliche Pläne zu machen, wie sehr muss sich frau selbst zur Verantwortung ziehen, wie dringlich braucht es konkrete Vorsätze um etwas zu ändern? Ich weiß es leider nicht, ich weiß nur, dass im Nu wieder Sommer ist und ich darüber jammere, wie wenig ich das Frühjahr genießen konnte und dann ist praktisch schon wieder Weihnachten. Verantwortlich für dieses Jahr, ja das bin ich tatsächlich selbst, vielleicht schadet ein kleines Visionboard nicht.
Heute kommen meine Eltern abends zu Besuch, das ist die erste offizielle Einladung in der neuen Wohnung. Nächste Woche kommt der neue Mann – langsam brauche ich einen Namen – zurück, ich bin ein bisschen aufgeregt, wie das sein wird. Im Moment schreiben wir fast täglich und ich kann nicht leugnen, dass sich auch hier schon jede Menge Erwartungen einschleichen. Aber er macht es mir denkbar einfach, nicht ins Grübeln zu kommen, unglaublich was gute Kommunikation ausmacht.
Am Blog wird sich in diesem Jahr nicht viel ändern, ich glaub meine Nische sind einfach die Alltagsgeschichten, nichts schreibe ich lieber und nichts lest ihr lieber. diedreißigerin ist diese Woche übrigens 4 Jahre alt geworden und ich möchte DANKE sagen für über 30 000 (WTF) Beitragsaufrufe, mehr als 10 000 Besucher:innen, über 100 Kommentare und ein paar tausend Herzen.
Wie schön, dass wir ein kleines Stück gemeinsam gehen.
xoxo
Falls du mich und mein Schreiben ein wenig unterstützen möchtest:
DANKE!
Bester Blog aller Zeiten, ich wünschte ich hätte so ein "Freundin" in meinen Zwanzigern gehabt, die mir immer ein bisschen die Angst und den Druck nimmt. Danke für allle deine tollen Themen, ich lese seit ein paar Jahren mit und sehe dir so gerne beim selbstbewusster werden zu! ALLES LIEBE!!!! 💟
Gratuliere zu 4 Jahren, du hast mir durch viele doofe Zeiten geholfen und ich hab mich oft sehr verstanden gefühlt. Vielen herzlichen Dank dafür!
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