Dates mit Gen Z: A lovestory, almost!
- diedreißigerin
- 15. März
- 6 Min. Lesezeit
Nun, diedreißigerin ist zurück, so schnell vergehen die Wochen und obwohl ich gesagt hatte, dass ich ein wenig Zeit brauche, um alles zu sortieren, stecke ich mitten im Gefühlschaos und möchte den heutigen Beitrag nutzen, um ein wenig zu reflektieren und natürlich um euch ein Update zu geben. Als ihr das letzte Mal von mir gelesen habt, ging es um Sex bzw. keinen Sex, heute geht es um Beziehungen, einen kleinen Honeymoon in Italien, bittere Realisierungen und eben auch um eine bisschen Herzschmerz.
Ich date einen Jüngeren!
Seit November hatte ich angedeutet, dass es (endlich wieder einmal) jemanden gibt, der mich interessiert. Es hat mit ein paar verschmitzten Lächeln und ein bisschen subtilem Geflirte begonnen, dann stand er plötzlich bei meinem Konzert und zwei Wochen später haben wir uns bei einem offiziellen Date das erste Mal geküsst. Schnell war klar, dass wir uns gegenseitig ganz toll finden, aber wie das oft so ist, bleibt anfangs alles eher in der Schwebe. Im neuen Jahr hatten wir dann viele schöne Dates, waren bei meinem Lieblingsitaliener essen, sind abends am Fluss spaziert, haben gemeinsam gekocht und unzählige Stunden bis spät in die Nacht geredet, gekuschelt und eine sehr schöne Zeit miteinander verbracht.

Einen kleinen Haken gab’s natürlich, der gutaussehende, aufmerksame Mann ist jünger und jetzt sagt ihr alle – jaja, ein paar Jährchen sind doch egal –, aber es sind ganze elf Jahre und als ich das realisiert habe (optisch würde frau ihn nie auf Mitte zwanzig schätzen), ist mir doch ein wenig anders geworden. Anfangs habe ich es mit Humor genommen und Witze gemacht, aber je näher wir uns kamen, desto stärker hab ich den gesellschaftlichen Druck und die Vorurteile gespürt. Würde ich jemanden daten, der 11 Jahre älter ist, würde niemand auch nur mit der Wimper zucken, aber als ich von Dates mit meinem Gen Z Mann erzählt habe, sind doch verwunderte Blicke auf mich zurück gefallen und sie haben das gespiegelt, was ich mir selbst gedacht habe: Das hat keine Zukunft, der weiß doch noch gar nicht, was er will. Du darfst nicht deine Zeit verschwenden, die biologische Uhr tickt. Das ist nur eine Phase, das wird so oder so nichts Ernstes.
Also habe ich das einzig Vernünftige getan und bin mit ihm eine Woche in den Urlaub nach Apulien geflogen – ihr wisst: Go big or go home.
Princess Treatment!
Ja, ich geb’s zu, ich wünsche mir ein bisschen wie eine Prinzessin behandelt zu werden, nicht im Disney Sinne, aber eben doch verwöhnt, umsorgt und wertgeschätzt zu werden, ich meine, wer tut das nicht. Für jede sieht das natürlich ein bisschen anders aus, aber er hat mir grundlos Blumen geschenkt, ist mit Kuchen oder Pralinen im Rucksack abends vorbeigekommen, hat einen Tagesausflug geplant, Risotto nach meinem Konzert vorbeigebracht, selbstständig Reservierungen getätigt und von Anfang an deutlich und klar kommuniziert, dass es ihm ernst ist und dass er Gefühle für mich hat.

Unser Trip nach Apulien war eine Bubble, die schöner nicht sein hätte können. Die Anreise hat problemlos funktioniert, das Mietauto war unkompliziert und schon eine Stunde später sind wir in diesem wunderschönen Palazzo in Lecce angekommen. In den folgenden Tagen sind wir an der Küste entlanggefahren, haben uns durch die italienische Küche getestet, süße Städtchen erkundigt, der Sonne beim Untergehen zugeschaut und einfach richtig schöne Tage miteinander verbracht. Da waren viele kleine Gesten, viele schöne Worte und eine herrliche Leichtigkeit dabei, die ich aus früheren Trips mit Männern nicht kannte. Ich hab mir in Apulien oft eine Zukunft vorgestellt, wollte all die Vorurteile hinter mir lassen und ihm und uns eine echte Chance geben, ich hab mich super wohlgefühlt, wie oft trifft frau schon jemanden, bei dem das der Fall ist!
Aber es hat sich auch das erste Konfliktpotenzial gezeigt und es gab Hinweise darauf, was wenig später passieren würde: Wir reden aneinander vorbei und triggern alte Verletzungen.
Klare Grenzen und ein bitterer Spiegel!
In einem Podcast, den ich früher viel gehört habe, hat die Hostess immer gesagt, dass jeder genau das bekommt (an Partner:innen), was er/sie noch zu lernen hat. Genauso war’s und zu viel Hoffnung und großen Gefühlen haben sich Ängste und Kommunikationsprobleme gesellt. Ich hatte ihm von Anfang an gesagt, dass ich mich fürchte, mich selbst wieder in einer Beziehung zu verlieren und dadurch war ich auch stark darauf fokussiert, meine Grenzen zu wahren und gehört und gesehen zu werden. Oft waren wir nicht einer Meinung und ich hab’s nicht eingesehen, zuzustimmen, um einen Konflikt zu vermeiden.
Er hat wirklich einen super schönen Charakter, ist sehr sanft, liebevoll und aufmerksam, aber er hat auch einen Beziehungsstil gelebt, den ich von meinem früheren Ich sehr gut kannte. Anstatt offen zu kommunizieren, was er gerade braucht, hat er leise Dinge hingenommen, seine Laune merklich verändert und nach langem Nachfragen wurde ich dann mit einem Vorwurf überrumpelt. Er hat mir unterstellt Situationen zu diktieren, kalt zu sein und ihn schlecht zu behandeln. Das Schwierige an solchen Situationen war, dass ich mich sehr gut hineinversetzen konnte, weil ich weiß, dass mein inneres Kind auch so Beziehung führen will, aber die Erwachsene ist sich im Klaren, dass Menschen verschiedene Sichtweisen haben, Konflikte normal sind und es nicht die Aufgabe eines/einer Partner:in ist, Gedanken lesen zu können und den eigenen Selbstwert ständig zu polieren.
Nicht nur einmal habe ich gesagt, dass ich nicht für seine Unsicherheiten verantwortlich bin, dass ich nicht nur lieb und fürsorglich sein kann, dass ich schlechte Tage und manchmal mit mir selbst zu hadern habe und wir nicht immer auf einer Wellenlänge sein können. Und dann, dann ist es eskaliert, nach zwei Wochen hin und her und den ewig gleichen Diskussionen hab ich gesagt, dass wir es auch lassen können, natürlich auch aus Trotz keine Frage, aber auch, weil ich mich nicht mehr verstecken und nicht mehr in einer Beziehung existieren möchte, in der ich das Gefühl habe, gefallen zu müssen. Das hat ihn getroffen, er hat sich zurückgezogen, das hat mich getroffen und wenige Tage später war alles vorbei. Einfach so, ich hab unter Tränen gebettelt, dass wir an uns arbeiten können, dass es zu früh sei, um alles hinzuschmeißen, aber er wollte nicht. Ciao, mit ganz viel Au(a).

Ich würde jetzt gerne sagen, dass es mir gut damit geht, aber ich habe hart damit zu hadern und alle Hände voll zu tun, dass ich mich nicht in die Was-wäre-wenn-Spirale begebe. „Haben’s wieder etwas über sich gelernt“, hat meine Psychologin gesagt, „Hat wieder einmal nicht geklappt“, dröhnt es in meinem Kopf.
Es hätte eine Liebesgeschichte werden können, aber eben nur fast.
Nun, glaubt mir, ich hätte euch lieber von der umwerfenden Romanze erzählt, aber das Leben ist nunmal kein Hollywoodfilm und ich bekomm nicht alles, was ich mir wünsche. Es stimmt, ich hab in diesen letzten drei Monaten wieder viel über mich gelernt, gemerkt, dass ich viel Zuwendung und Zeit brauche, noch immer Probleme habe, meine Balance zwischen Ich und Wir zu finden, mutig bin und Gefühle zeigen kann und durchaus Tendenzen entwickle, gefallen zu wollen.
Ich bin auch wütend, nicht auf ihn, sondern auf den gesamten Diskurs, auf meine Rolle als Frau und auf das Patriarchat, in dem wir alle sozialisiert worden sind. Immer wieder sehe ich Reels, in denen Leute sich lustig machen, wie schwierig und kompliziert Frauen doch sind, augenrollende Männer inklusive. Aber sind wir schwierig oder haben wir einfach nur eine Meinung geäußert, die nicht mit seiner übereinstimmt? War ich kalt oder hab ich mich einfach nur nicht für ihn aufgeopfert und auf mich geachtet? War ich bestimmend oder hab ich vielleicht doch nur meine Bedürfnisse klar kommuniziert? War ich zickig oder hab ich nur zu wenig gelächelt? War ich egoistisch oder hab ich mich selbst priorisiert anstatt für ihn zu existieren?
Langsam habe ich das Gefühl, dass Beziehungen nur funktionieren, wenn ich verschwinde, brav meine Rolle spiele und ständig irgendein fragiles Männerego umsorge und das frustriert mich zutiefst. Ich möchte da sein, voll und ganz, laut sein und bestimmt, zurückgezogen und fürsorglich, stark und verletzlich, lustig und ernst, unbeschwert und voller Sorgen.
Ich habe auch bemerkt, wie wichtig es ist, sich um sich selbst zu kümmern und die eigenen Traumata zu behandeln. Mein inneres Kind ist wieder ein paar Mal durchgekommen, aber sie hat nicht das Ruder übernommen. Die Angst, ihn zu verlieren war viel kleiner als die Angst, mich zu verlieren. Ich brauche keinen Mann, aber ich brauche Platz, Zeit und eine Stimme. Würde ich einiges anders machen? – klar, war ich trotzdem immer ehrlich? – auch ja. Perfekte Partner:innen gibt’s nicht, niemand kann alles treffen und alles immer sehen und verstehen, deshalb ist es so wichtig, sich selbst zu lieben, bevor es jemand anderer tut. Da wären wir wieder beim Thema: Selbstliebe.
Und weil das Leben oft den schwärzesten Humor hat: Wir haben uns am Geburtstag meines Exfreundes getrennt und gestern war ich alleine im Sinfoniekonzert (meine Handtasche hatte ihren eigenen Stuhl, das hätte ein romantischer Abend werden sollen) mit dem bezeichnenden Titel: Liebesglück und Liebesleid. Joke’s on me!
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