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Aus dem Sumpf und in die Sonne: 6 Helferlinnen, wenn wieder einmal alles grau in grau erscheint.

Nach meinem letzten Post habe ich, wie ein bisschen erwartet, besorgte Nachrichten bekommen, einige haben ein paar Tränen mit mir vergossen, viele konnten sich gut in meine Situation hineinversetzen. Ich will das Ganze jetzt auch gar nicht schön reden, das waren richtig mühsame Tage, ein enorm blödes Zusammenkommen verschiedener Emotionen und Sachverhalte und ich hab mich wirklich am Boden gefühlt. Viel geweint, war viel wütend auf mich selbst und die Welt, hab überwältigende Aussichtslosigkeit empfunden und damit verbundene Lethargie erlebt und wollte mich gefühlt einfach nur eingraben und warten, bis alles wieder besser wird. Naja, das wird es nicht, zumindest nicht von selbst. Seit diesen düsteren Tagen sind zwei Wochen vergangen, zwei Wochen die nicht minder anstrengend waren, weil ich ganz viel Arbeit in mein Glücklichsein stecken musste. Ich bin mir selbst die nächste und weiß am besten, was mir gut tut, es geht nur darum, sich an der Hand zu nehmen und die Aufwärtsspirale ins Laufen zu bringen. Meine sechs Wege zum Glück waren die folgenden.

 

Dance it out

Ich liebe Musik und ich liebe es zu tanzen. Seitdem die Clubs geschlossen sind, habe ich kaum mehr getanzt oder laut Musik gehört, nicht bewusst, hat sich einfach so ergeben und im Winter ist mein Bewegungsdrang sowieso am absoluten Tiefpunkt. Spotify, Bose Box, mehr braucht es eigentlich nicht, vielleicht verständnisvolle Nachbarn, die letzten Tage habe ich auch oft schon frühmorgens laut Musik aufgedreht. Das habe ich früher eigentlich oft gemacht, aufgestanden, Playlist an und während des Fertigmachens durch die Wohnung getanzt. Die letzten paar Tage habe ich immer wieder eine Tanz-Playlist zusammengestellt, mit 90er Klassikern und neuen Lieblingen und hab mich einfach zum Rhythmus bewegt, nicht irgendwie, sondern so, wie es mir im Club viel zu blöd wäre. Mit extra Solos, Luftgitarre und ganz viel Emotion und Playback. Måneskin gehört seit Eurovision zu meinen neuen Lieblingsbands und lauter Rock hat schon etwas überraschend Befreiendes. Tanzen hebt die Laune, den eigenen Körper zu spüren lockert Anspannung und laute Musik übertönt störende Gedanken.


Sport und Natur

Eigentlich habe ich kein Problem damit, mich ausreichend zu bewegen und ich bevorzuge es normalerweise, meiner Intuition nachzugehen und das zu tun, worauf ich an dem Tag gerade Lust habe. In schlechten Wochen ist das anders und Sport und Bewegung werden jeden Tag auf den nächsten verschoben, weil ich auf nichts Lust habe. Also habe ich mir ein Programm zusammengestellt für diese Woche und zwar ein sehr spezifisches. Montag Yoga, Dienstag Höttinger Bild, Mittwoch BBP, Donnerstag Laufen und Freitag Resistance Training. Dazu habe ich mir gleich die passenden Videos auf YouTube gesucht und sie abgespeichert, damit ich dann nicht ewig lang Zeit verschwende, etwas zu suchen bzw. mir etwas zu überlegen und es dann schon „zu spät“ ist. Sportart, Route/Video und Uhrzeit festgelegt, diese Woche war mühsam, aber aller Anfang ist schwer. Nach mehreren Tagen Konsequenz freu ich mich jetzt wieder auf Sport und merke, wie gut er mir tut, ab jetzt geht’s auch ohne Plan wieder, jede Routine hat ihre Anlaufphase. Letzten Sonntag bin ich spontan abends auf Rauschbrunnen gegangen, alleine über zwei Stunden hin und retour, hab den stillen Wald und die Dämmerung genossen und bin mit freiem Kopf schlafen gegangen. Auch wenn es sich manchmal unfassbar anstrengend anfühlt, Bewegung in der Natur hebt die Laune und richtig schweißtreibender Sport baut Aggressionen und Stress ab.

Datenights & Freundinnenzeit

Schöne Abende entstehen nicht von selbst und auch wenn mein erster Impuls Eis, Serien und Couch war, hab ich mich aufgerafft und mich mit Freundinnen verabredet. Einmal ein simpler Spaziergang am Inn unter der Woche mit wohltuenden Gesprächen und ganz romantischer Abendsonne und einmal ein Essen beim Inder mit anschließenden Cocktails in der Skybar. Ich hab mich schön angezogen, die tolle Tasche getragen, viel gelacht und bin mit vollem Herzen um Mitternacht bei hochsommerlichen Temperaturen ohne Jacke nach Hause spaziert. Oft habe ich das Gefühl, dass ich alleine sein möchte oder etwas alleine bewältigen muss, Kontakt ist aber das, was ich wirklich brauche. Dabei müssen gar nicht schwierige Gespräche im Vordergrund stehen, einfach treffen, plaudern, die Zeit zu zweit genießen und das Gefühl haben, am Leben wieder teilzunehmen sind mehr als heilsam.


Ergebnisorientierte Tätigkeiten

Ich bin Musikerin und Lehrerin, fast alles, was ich tue, ist nur für den Moment, wird gehört, wahrgenommen und verschwindet dann wieder. Manchmal fühlt sich das sehr ermüdend an und mir fehlt ein Zufriedenheitsgefühl. Letzten Samstag habe ich meine Balkonmöbel gestrichen und am Sonntag habe ich meine Schuhe geputzt und mein Schuhregal neu organisiert. Das sind keine super spannenden Tätigkeiten, aber beide hatten ein sichtbares Ergebnis, das mich innerlich unglaublich zufrieden gestellt hat. Überhaupt ist „handwerkliche“ Betätigung sehr beruhigend, immer wieder die gleichen Latten zu streichen, war fast schon meditativ und hat mich an jenem Tag sehr beruhigt. Beispiele für solche kleine Arbeiten gibt es unzählige, schau dich einfach um. Vielleicht willst du eine Wand neu streichen, deinen Schmuck schon lange reinigen, die Küche neu organisieren, dein Fahrrad putzen, die Kräuter einpflanzen, endlich die Sportklamotten ausmisten oder auch einfach nur deine Deko umstellen und dir eine neue Pflanze kaufen, Hauptsache du siehst, was sich verändert hat.


Einfach mal weg und Neues entdecken

Diesen Dienstag war ich mit meiner Mama in München, ich hatte frei, weil mein Wahlfach ausgefallen war, sie hatte auch ihren freien Tag und wir sind spontan nach München gedüst. Zuerst waren wir ausgiebig frühstücken, danach sind wir wahllos durch die Stadt gebummelt, haben im englischen Garten ein Eis gegessen, ein paar Vintage-Läden erkundet und zuletzt waren wir beim Mexikaner und haben uns Burritos gegönnt. Das war zum einen ein ganz phänomenal feiner Tag, weil ich schon lange nicht mehr so viele Stunden am Stück mit meiner Mama verbracht hatte, und zum anderen, weil ich keine Sekunde an zuhause, die blöden Gefühle der vergangen Wochen und meinen Alltag gedacht habe. Es hätte auch gar nicht München sein müssen, Hauptsache für ein paar Stunden weg, Qualitätszeit verbringen und ganz im Moment leben. Tapetenwechsel heißt es nicht umsonst, den Ort zu wechseln, kann auch die Perspektive verändern und etwas Neues zu sehen bzw. zu erleben beflügelt ohnehin immer den Geist.

Pflegen, pflegen und nochmals pflegen

Klischee ahoi ich war beim Frisör, nur ein bisschen Spitzen schneiden und mich umsorgen lassen war der Plan. Im Endeffekt waren es dann doch einige Zentimeter, eine kühle Tönung und ganz viele Glücksgefühle. Die Haare fallen wieder super schön und es macht mir wieder Spaß, sie offen zu tragen. In der gleichen Woche war ich bei der Fußpflege, hab meine Nägel rot lackiert, meine Beine epiliert, mich täglich abends eingecremt, schöne Unterwäsche getragen, an einzelnen Tagen einen frisch gepressten Saft getrunken, täglich gefrühstückt, gesund gegessen und meinen Kaffeekonsum von vier auf zwei Tassen pro Tag reduziert. Kurz, ich hab mich um mich gekümmert und das Innere, was eben gerade so geschmerzt hat, mit Äußerlichkeiten getröstet. Das löst Probleme und Gefühle natürlich nicht in Luft auf, aber es fühlt sich gut an, sich selbst zu umsorgen. „Spoil yourself“ kann viele Formen haben, frau weiß meistens eh genau, was ihr gut tun würde, wir müssen es dann nur in die Hand nehmen und dem l'orealschen Credo folgen: Weil ich es mir wert bin!

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