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Das letzte Kapitel & ein neuer Lebensabschnitt!

Hin und wieder gelangen wir im Leben an Weggabelungen, an denen eine Reise zu Ende geht und es gilt, eine neue Route einzuschlagen. Solche Momente sind gruselig und wunderschön zu gleich. Früher haben sich die Lebensabschnitte viel deutlicher gezeigt, von der Schulzeit ins Studium und danach in die Arbeitswelt, die Grenzen waren klar datiert und die Veränderung deutlich merkbar. Seit ich im Erwachsenenleben angekommen bin, hatte ich nicht mehr das Gefühl, dass bedeutende Veränderungen stattfinden, irgendwie ist alles so vor sich hingeplätschert. Natürlich gab es Freundschaften, die in die Brüche gingen, kleine Veränderungen im Job und Beziehungen, die nicht überlebt haben, aber nichts hat sich nach dem Ende eines Lebensabschnitts angefühlt – bis jetzt.

 

Die finalen Seiten

In den vergangenen Wochen und Monaten habe ich die letzten Seiten eines Kapitels geschrieben, ein Kapitel, das sich sehr nach Ende anfühlt und gleichzeitig nach Neuanfang. Viel mehr noch, ich beende ein ganzes Buch, es hat unglaublich viele Seiten und es ist so wirr, dass es kaum zu verstehen ist, aber es hat zu einem geführt: Heilung.



Seit einiger Zeit spüre ich schon, dass sich viel tut, ich musste noch einmal ein paar Schläge hinnehmen und mich noch ein paar Mal aufraffen, aber ich stehe und das mit beiden Füßen (und in schönen Schuhe :)) und Lächeln im Gesicht. Diese letzten Seiten waren besonders zäh und schmerzhaft, weil ich mich vor Veränderungen fürchte und Neuanfänge sich bedrohlich anfühlen, aber ich konnte mich gar nicht wehren und jetzt ist er da, dieser neue Lebensabschnitt mit all seinen räumlichen und innerlichen Veränderungen. Ich weiß endlich, wer ich bin und was ich möchte und noch viel wichtiger, ich hab keine Angst mehr für mich und das, was mir zusteht, auf die Barrikaden zu gehen. Das habe ich nicht alleine geschafft, sondern mit professioneller Hilfe, viel Geduld und Liebe meiner Familie und der Unterstützung von unglaublich tollen Freund:innen.



3 Jahre & 1 neues Ich

Diese Woche bin ich aus meiner kleinen feinen Wohnung in Innsbruck ausgezogen, ziemlich genau 3 Jahre habe ich dort die großartigsten Hochs und schmerzhaftesten Tiefs erlebt. Diese 33 Quadratmeter waren mehr als nur eine Wohnung, sie waren mein erstes eigenes Zuhause, in dem ich endlich Platz hatte für mich und meine Entwicklung.


Im September 20, knapp zwei Wochen nach einer niederschmetternden Trennung von der vermeintlich großen Liebe habe ich damals die Schlüssel bekommen und ich weiß noch wie heute, wie ich mit meiner besten Freundin auf den verrosteten Stühlen am Balkon saß und warmen Rotwein aus einem Pappbecher getrunken habe. Ein Tiefpunkt, ich hatte mich praktisch gerade vom ersten Lockdown und den Strapazen des Zusammenziehen mit meinem Exfreund erholt, und fühlte mich von der Welt verraten. Heute kann ich mich an die ersten Nächte und Wochen alleine in dieser Wohnung kaum noch erinnern, es war aber ein immer ähnlicher Rhythmus aus arbeiten, weinen, einräumen und noch mehr weinen. Wenn ich mir die Fotos aus dieser Zeit ansehe, schaue ich in ein leeres Gesicht, auf einen abgemagerten Körper und ein aufgesetztes Lächeln. Kurz darauf kam der nächste Lockdown und ich konnte mich in meiner Hoffnungslosigkeit und meiner Trauer suhlen.



Die ersten Monate in der Wohnung waren wirklich hart, aber mit dem Frühling kamen die ersten Hoffnungsstrahlen, im Sommer die ersten Modeschauen vor dem Spiegel und ein wenig später schon die Dates und Ausflüge mit mir selbst. Ich hab in diesen Wänden keinen Stein auf dem anderen gelassen, jedes blöde Gefühl genau durchleuchtet und mit meiner Therapeutin diskutiert und fast schon verbissen daran gearbeitet, endlich dorthin zu kommen, wo ich schon so lange hinmöchte: zu mir.


Die Miri von damals hat mit der Miri von heute wenig gemein, ich hab viel hinter mir gelassen und viel Neues ausprobiert und irgendwie hat sich aus den vielen Puzzleteilen plötzlich ein Bild ergeben, mit dem ich sehr glücklich bin. Nach drei Jahren hab ich vorerst meine Therapie beendet, ich hab die Arbeit geleistet, fühl mich gut mit Werkzeug ausgestattet und bin gespannt, wie sich die Lorbeeren zeigen werden. Es ist Zeit unerschrocken und mutig zu sein und zu schauen, was alles so auf mich wartet in diesem neuen Buch.



Umzugskartons und fehlende Tränen

Zum letzten Kapitel gehörte vor allem der Auszug aus besagter Wohnung, sie war wie ein Kokon und die schweren wie auch wunderschönen Zeiten dort haben dazu geführt, dass ich endlich bunte Flügel habe und mir alle Wege offen stehen. Aber jetzt genug mit romantischen Metaphern, Umzüge sind die Hölle und dessen war ich mir gar nicht so bewusst.



Mein letzter Umzug war inmitten einer Trennung, ich glaube mein Körper und mein Geist waren zu dieser Zeit taub, ich empfand das Ausziehen aus unserer gemeinsamen Wohnung weder als anstrengend noch hatte ich viel Zeug, weil vieles nicht mir gehörte. Dieses Mal hatte ich – obwohl ich davon überzeugt war, mehr oder weniger Minimalistin zu sein – endlos viele Kartons und vor allem eine große Wehmut, dieses Kapitel zurückzulassen. Hinsichtlich PMS, Hitze, emotionalem Stress und körperlicher Überforderung hatte ich mich auf große Weinkrämpfe eingestellt, aber sie blieben aus. Am Montag, den 14.8., einem ohnehin schwierigen Datum für mich, hab ich die letzten Pflanzen und Bilder in die Hand genommen, noch einmal auf die leeren Wände geschaut und bin dann ins Auto gestiegen. Punkt. Kapitel zu Ende.




Und jetzt...?

Nun, jetzt hatte ich viele Tage mit komplettem Chaos zu kämpfen. Ich bin im Moment in meiner alten Wohnung im Haus meiner Eltern, bis ich im Frühjahr in mein Eigenheim in der Stadt ziehen kann. Die Räume sind vertraut, aber es hat ein wenige gedauert, bis sich wieder alles nach mir angefühlt hat. Ich musste noch einmal ordentlich aussortieren und mich von allem, was in meinem alten Kasten als Zwischenlager war, trennen. Die Woche war wirklich zäh, aber alles in mir sagt, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

 

Ich bin wieder am Land, ich lebe wieder bei meinen Eltern, ich hatte von Tag 1 wieder den Kindfaktor und ich genieße es gerade sehr. Hin und wieder sind Veränderungen notwendig, auch wenn sie schmerzen, um ein neues Buch schreiben zu können. Was in Zukunft so passieren wird? – das erzähle ich euch nächste Woche. Vorerst chille ich auf der großen Terrasse mit Blick auch die Nordkette und lass die Seele baumeln. <3






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