Jaja, der April hat angeklopft und ich bin wieder ein Jahr älter geworden, vierunddreißig um genau zu sein. Bevor ich heute zu tippseln begonnen habe, bin ich noch einmal den Beitrag vom letzten Jahr überflogen und es ist schon erstaunlich, was sich in einem Jahr alles tut und wie sich die Dinge verändern, äußerlich und innerlich. Nach wie vor bin ich Single, inzwischen deutlich eine Mittdreißigerin und ich kann überzeugt sagen, dass meine Geburtstage immer besser werden. Was sich früher nach Bedrohung und knallhartem Realitätscheck angefühlt hat, ist inzwischen zu einem Tag geworden, auf den ich mich sehr freue. Warum? Ja genau darum soll es heute gehen, eins kann ich vorwegnehmen, mit dem Alter kommt tatsächlich die Weisheit (und das Geld für tollere Geschenke :)).
Ein weiteres Jahr…
Die Zeit, die Zeit, fragt mich nicht, wo dieses letzte Jahr geblieben ist, viel zu krass, wie die Wochen und Monate vergehen. Der 34er hat sich nicht vermeiden lassen. Mein dritter Geburtstag als Singlefrau, das dritte und letzte Mal in meiner kleinen Wohnung und wieder mit der Frage im Hintergrund, ob schon alles so richtig ist, wie es nunmal ist?! In den letzten zwölf Monaten ist viel passiert, wahrscheinlich mehr als in den Jahren zuvor und ich möchte vage behaupten, dass ich glücklich bin wie nie, obwohl oder vielleicht auch gerade weil nicht alles so ist, wie ich es mir in meinen Zwanzigern ausgemalt hatte.
Ring am Finger, Kinder im Anmarsch und eine große Eigentumswohnung inklusive Katze mit Anfang 30 war der eigentliche Plan, naja, ihr merkt, ist nicht ganz aufgegangen. Es ist schon eine gemeine Zeit, wenn rundherum alle ihre Schäfchen ins Trockene bringen und du selbst das Gefühl hast, im Regen zu stehen. Baby hier, Hochzeit da, Beförderungen und Häusleinbau, ich hab mich in den letzten Jahren für viele freuen müssen, während bei mir von außen gesehen alles stillstand. Ich schau dann viel zu den anderen rüber, sehe alles, was sie mehr und besser haben als ich und vergesse dann völlig zu überprüfen, ob ich nicht eventuell eh auf der für mich richtigen Seite stehe.
Auf der Sonnenseite!
Alles im Leben hat seine Vor- und Nachteile, davon sind auch Beziehungen nicht ausgenommen. Einen oder eine Partner:in zu haben, impliziert nicht, dass frau automatisch glücklicher oder dass in einer Partnerschaft immer alles nur rosarot ist. Rückblickend hab ich mich in einer Partnerschaft am einsamsten gefühlt, hatte am meisten mit meinen Selbstzweifeln zu kämpfen und war weit davon entfernt, unbeschwert zu sein. Meine Therapeutin sagt immer, dass dieses „Ankommen bei jemandem“ eine völlige Illusion ist, in erster Linie muss frau bei sich selbst ankommen und die Beziehung stärken, die nun einmal am wichtigsten ist! Ihr wisst welche? – ja genau, die zu euch selbst!
Ich glaube, dass es essentiell ist, immer wieder einmal raus zu zoomen, wenn sich alles blöd anfühlt, und das große Ganze zu sehen. Andere sind schon verheiratet, tja, die müssen sich aber dauernd mit jemandem arrangieren und alles in einer Beziehung ist immer ein Kompromiss. Die Kollegin hat so ein süßes Baby, tja, die Kollegin hat aber auch schlaflose Nächte, muss ihren Cappuccino kalt und im Stehen trinken und sehnt sich nach der Me-Time, die du ganz selbstverständlich hast. Eine Freundin hat eine Wohnung gekauft, tja, die muss sich aber auch mit dem Kredit herumschlagen und kann sich in Zukunft nicht mehr jede Spielerei leisten (ja, ich bin die Freundin!). Bei niemandem ist alles perfekt und wenn sie das behaupten, dann lügen sie oder haben zu viel Angst, sich die Wahrheit einzugestehen. Wie schön, dass wir alle unser Päckchen zu tragen haben, würden wir doch nur mehr darüber reden, würden sich alle gleich weniger auf der Strecke geblieben fühlen.
Widdewidde wie es mir gefällt…
Also zurück zu meinem Geburtstag: Er war sehr, sehr schön und das in erster Linie, weil alles genau so war, wie ich es mir gewünscht hatte. Nicht weil eine gute Fee vorbeikam und ihren Zauberstab zückte, sondern weil ich selbst den Zauberstand geschwungen aka ganz deutlich kommuniziert habe, was ich möchte.
Am Tag vor meinem Geburtstag hab ich meine engsten Freundinnen zum Brunch eingeladen, mit viel Prosecco, dem besten Brot und italienischen Köstlichkeiten sind wir in den Tag gestartet. Eine Freundin hat leider gefehlt, sie und ihr Baby (just saying) waren leider krank. Eine weiter Freundin kam mit zwei Mädels unter zwei, musste ihr Rührei im Stehen essen und nach einer Stunde wegen eines Tantrums der Größeren fluchtartig meine Wohnung verlassen (just just saying). Mit den anderen zwei hab ich dann gemütlich weitergefrühstückt, Sprudel geschlürft, Geschenke geöffnet und Kuchen gegessen.
Danach bin ich eine Runde mit mir selbst spazieren gewesen, hab die Baustelle meiner Wohnung in spe besucht und abends war ich dann mit meinen Eltern beim Italiener meines Vertrauens. Ich war den ganzen Tag leicht beschwipst (vielleicht ist auch das das Geheimnis für glückliche Geburtstage) und völlig im Reinen mit mir selbst. An meinem eigentlichen Geburtstag kamen dann noch mein Onkel, meine Tante und mein Bruder plus Freundin vorbei, auch das war sehr schön.
Ich hab dieses Mal das Restaurant bestimmt, Links für mögliche Geschenke verschickt, meinen Kuchen selbst ausgesucht (okay es waren zwei, ein Cheesecake von meiner Frieda und ein stinknormaler gedeckter Apfelkuchen, Liebe!) und meinen Geburtstag ausschließlich mit Leuten verbracht, in deren Gegenwart ich mich wohl, geschätzt und geliebt fühle. Das bedeutet natürlich auch, die eine oder andere Grenze zu setzen und nicht jede Station abzuklappern, nur weil es erwartet wird. Es war schön und so soll es auch in Zukunft sein, egal in welchem Alter und unter welchen Umständen!
To all my Singlefrauen:
Ich weiß, in der Theorie klingt immer alles einfach und logisch, die Umsetzung ist das Problem. Nun, ich bin quasi Expertin, wenn es darum geht, Geburtstage in Ausnahmesituationen und als Singlefrau zu überstehen. Frisch getrennt, Lockdown, alle Freundinnen in Beziehung, gebrochenes Herz – alles war dabei und alles hab ich überlebt. Die drei entscheidenden Punkte, die meiner Meinung nach den Unterschied machen, sind Familie, Freund:innen und Selbstfürsorge.
Umgib dich mit Familie, die dir guttut und lass bissige Verwandte und Mitglieder, in deren Gegenwart alles schwer wird, so gut wie möglich hinter dir. Schau dir deine Freundschaften noch einmal an und überprüfe, ob wirklich alle nur dein Bestes wollen. Wir alle kennen die eine „Freundin“, die gerne ein bisschen stichelt und nur ihre eigenen Erfolge feiern möchte. Verabschiede dich von Menschen, die nur bedingt hinter dir stehen. Es bleiben nicht viele übrig, aber die sind dafür deine größten Cheerleader:innen und im Endeffekt alles, was du brauchst. Und zuletzt übernimm die Verantwortung für deine Situation. Nein, du kannst dir keine romantische Liebe herzaubern, aber du kannst sehr wohl bestimmen, wie dein Leben als Single aussieht. Nur weil du alleine bist, heißt das weder, dass du einsam bist, noch dass du auf jemanden warten musst, um tolle Abenteuer zu erleben und es dir gutgehen zu lassen.
Die Vorstellung, ein Teil von Zweisamkeit sein zu müssen, spielt sich vor allem in deinem Kopf ab. Beziehung bedeutet aber nicht gleich Glück und Single zu sein, bedeutet nicht gleich etwas zu verpassen. Das Leben ist immer in Bewegung und was heute ist, kann nächste Woche schon ganz anders aussehen. Niemand kann sein Glück festhalten, niemand kann die Zukunft steuern, daher: Lebe dein bestes Leben!
Ich will euch natürlich nicht vorenthalten, was ich mir dieses Jahr selbst zum Geburtstag geschenkt habe, das hat inzwischen ja schon fast Tradition. Wir (ja ich verwende den pluralis majestatis) haben uns mit schlichten aber wunderschönen Goldohrringen beschenkt. Und natürlich will ich euch auch nicht vorenthalten, dass ich beim Lesen der Karte von jemandem, den ich sehr vermisse, aber von dem ich auch bewusst Abstand nehme, ein Gsatzl geweint habe. So ist das halt, wie die Drinnies immer sagen: Wer abbeißt, muss auch kauen!
So schön! Ich wünschte, ich wär du h schon soweit!
❤️❤️❤️ so gut und ehrlich wieder einmal!