Wie jedes Jahr nutze ich die letzten Tage des Dezembers, um über das vergangene Jahr zu reflektieren. Ich liebe diese Beiträge und bin selbst gerade gespannt, was heute auf dieser Seite Raum findet. 2024 war eine Nummer für sich, so viel kann ich schon verraten, ich hatte bisher vermutlich kein kräftezehrenderes Jahr und das macht sich im Moment nicht nur psychisch, sondern auch physisch bemerkbar – und die Feiertage stehen erst bevor. Diese von Melancholie geprägte Zeit zwischen Weihnachten und Silvester ist für mich immer eine extra große Herausforderung, ich hasse den Jahreswechsel und alle Erwartungen die damit einhergehen. Aber die Zeit lässt sich nicht aufhalten und heute möchte ich noch einmal den Blick nach hinten werfen, bevor ich diesem Jahr Adieu winke.
4 Jahreszeiten und viele Emotionen
FREI. Mein Jahr ist auf einer Yogamatte in Sri Lanka mitten im indischen Ozean gestartet. Ich, die Yogalehrerin, die Musik und die Geräusche des Dschungels, selten habe ich mich so frei und so am richtigen Platz gefühlt. Diese ersten Wochen im neuen Jahr und die letzten Wochen meiner Reise waren etwas ganz Besonderes, ruhig, im Einklang und frei von jeder Erwartung und jedem gesellschaftlichen Druck. Ich hatte mir fest vorgenommen, diese Gefühle zu bewahren, aber der Alltag in Österreich hat sich anfangs wie ein Hamsterrad angefühlt, trotzdem war ich froh, wieder unter meinen Liebsten zu sein und meinen Routinen folgen zu können. Zu Beginn war ich fest davon überzeugt, dass 2024 mein Jahr werden würde, noch schöner als das letzte, ein Jahr in dem sich die Puzzleteile endlich zusammenfügen.
ERWARTUNGSVOLL. Mit dem Frühling, den ersten warmen Sonnenstrahlen und meinem Geburtstag wurde auch ein Meilenstein in meinem Leben Realität: meine eigene Wohnung. Ich weiß den Tag wie gestern, als ich meine Schlüssel bekommen habe und mir endlich mein eigenes Zuhause schaffen konnte. Meine Familie und ich haben viel geschuftet in diesen drei Monaten, etliche Spots montiert, Kästen aufgebaut, Wände gestrichen und Kartons geschleppt. Diese Zeit war mega anstrengend, ich hatte keine freien Wochenenden, aber mit jeder weiteren erledigten Tätigkeit wurde meine Vorfreude noch größer. Ebenfalls erwartungsvoll war ich in Sachen Liebe, mein Ex hatte viel große Worte in den Mund genommen, als ich auf Reisen ging und ein Teil von mir hatte sehr gehofft, dass ich ihm glauben kann. Ich konnte praktisch nach meinem Glück greifen, nur noch ein kleines Stück.
NIEDERGESCHMETTERT. Nun, so schön die erste Jahreshälfte auch war, das Blatt hat sich eiskalt und ohne Vorwarnung gewendet. Anfang Juni habe ich mich endgültig von der ehemaligen Liebe verabschiedet, das hat richtig krass wehgetan und mein einziger Anker war diese Wohnung, in der ich bald wohnen würde, ohne ihn, glücklich, jetzt erst recht. Und dann, naja, dann kam der Wasserschaden epischen Ausmaßes, noch bevor ich überhaupt eingezogen war, und hat mir wortwörtlich den Boden unter den Füßen weggespült. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich noch nie so krass gefallen bin, so einen Schock erlebt habe oder so hoffnungslos verzweifelt war wie in diesen ersten Wochen im Juli. Zurück zum Start, alle Pläne über Bord geworfen und wieder von vorne beginnen. Solche Schicksalsschläge sind bitter, auch wenn es in erster Linie ein materieller Schaden war, und lassen einen echt an sich selbst zweifeln.
WÜTEND. Seitdem hat ein neues Gefühl das Zepter übernommen, dieses letzte Quartal ist gekennzeichnet von Wut. Ich bin so wütend, dass ich oftmals lauthals schreien möchte. Auf den Schaden, auf die Installationsfirma, auf den Bauträger, auf die dutzenden Männer, mit denen ich mich seit dem Sommer in dieser Angelegenheit herumschlagen muss, auf die Unbekümmertheit der Verantwortlichen, auf das Bauwesen und auf dieses unsagbare Pech, das mir die Freude an meiner Wohnung versaut hat. Eine Wohnung für die ich viel zurückstecken und noch mehr arbeiten muss. Wütend auf die leeren Versprechungen von so vielen Menschen, wütend auf den Ex, der mich so viel Zeit und Gefühle gekostet hat und wütend darauf, dass ich so wütend sein muss und dieses negative Gefühl so einnehmend ist.
Lektion gelernt?
Und jetzt? Tja, jetzt bin ich noch immer wütend und vor allem müde, aber ich bin nicht mehr niedergeschmettert und hin und wieder kommen ein paar Funken Hoffnung und Freude durch. Dieses Jahr hat mich gelehrt, dass ich mich auf nichts verlassen kann, außer darauf, dass nach jedem Hoch eben wieder ein Tief kommt und dass mich, nachdem ich so viel Zeit in Therapie und meine psychische Gesundheit gesteckt habe, nichts mehr umhauen kann, zumindest nicht langfristig. Ich hab auch gesehen, wer für mich da ist, wenn’s unangenehm wird und wie schön es sich anfühlt, ein Netzwerk zu haben, auf das ich mich verlassen kann.
Dieses Leben lässt sich wohl wirklich nicht planen, das werde auch ich mir noch eingestehen müssen und dieses 2024 war unerwartet chaotisch, aufwühlend und herausfordernd. Neben meinen eigenen Themen und diesen ganzen zusätzlichen Herausforderungen hab ich mich das ganze Jahr um meinen demenzkranken Vater gekümmert, versucht die beste Tante zu sein, meine Freundinnen zu sehen, mich um meinen Körper und meine Psyche zu kümmern, in der Schule abzuliefern, als Flötistin in Form zu bleiben, optisch nicht zu altern, modetechnisch jedem Trend zu folgen und endlich diese kack Liebe des Lebens zu finden. Naja – dass das zum Scheitern verurteilt war, hätte mir klar sein müssen.
Nun, es gilt wohl abzuschließen, auch wenn sich nichts gelöst hat und ich nach wie vor wütend bin. Ich schätze, ich darf mein Jahr auch angepisst zurücklassen, jetzt gilt es erstmals die Feiertage gut zu überstehen und Ruhe zu finden. Mein Ziel für die nächsten Tage ist Langeweile, ich möchte unterfordert und unterstimuliert sein, mir einen Weihnachtskitschfilm nach dem anderen reinziehen, endlich wieder Bücher lesen und mein 2025 manifestieren. Davor muss ich natürlich noch 100 Sachen erledigen, aber ich werde mich in diesen Ferien langweilen und wenn es das Letzte ist, was ich tue.
Falls du dich gerade vor den Feiertagen und dem Jahreswechsel fürchtest, dann fühl dich gesehen, das ist einfach eine richtig krasse Zeit, vor allem wenn du nicht dort bist, wo du gerne sein möchtest. Grenzen ziehen, viel spazieren und dir vor allem sicher sein, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Ein schönes Geschenk an dich selbst schadet sicher auch nicht, ich hab mich heuer mit einem Schuhschrank beschenkt, den ich in den kommend Tagen endlich einräumen werde (und vielleicht einer neuen Handtasche).
Und weil mein Postfach nach dem letzten Beitrag explodiert ist, ja den Mann gibt’s noch immer. Stellt sich raus, dass es nicht platonisch gedacht war und unser erstes offizielles Date in einer Bar letztes Wochenende ist in einem Kuss geendet. Gestern war unser zweites Treffen, er hat Nudeln für mich gekocht, mir viele Fragen gestellt, Platten vorgespielt und währenddessen meine Hand gehalten. Hatte ich die tollen Haare schon erwähnt? Wir lassen es sehr langsam angehen, in den nächsten zwei Wochen ist er nicht im Land. Ich weiß schon wieder gar nicht, was ich will, aber wie sagen die Österreicherinnen – schau ma mal!
Bin schon ganz gespannt wie es weitergeht bei dir im neuen Jahr 🥂Alles Liebe und viel Glück für dich 🍀♥️